Dr. Markus Hofmann, Generalvikar des Erzbistums Köln

Erzbistum Köln: Generalvikar tritt zurück

Stand: 02.04.2022, 12:53 Uhr

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki braucht einen neuen Stellvertreter. Das Erzbistum Köln teilte am Freitagabend mit, der 54-jährige Generalvikar habe selbst darum gebeten, von dem Amt entbunden zu werden. Woelki kündigte an, die Verwaltung professionalisieren und zeitgemäß organisieren zu wollen.

Von Frank Piotrowski

Markus Hofmann ist bereits der zweite Generalvikar, den Kardinal Woelki in seiner Amtszeit austauscht. Das Erzbistum kündigt an, die Verwaltungsaufgaben in Deutschlands mitgliedsstärkster Diözese künftig in drei klar voneinander abgegrenzte Geschäftsbereiche aufzuteilen: Seelsorge, Finanzen und Verwaltung. Außerdem solle künftig die Position eines Verwaltungschefs eingeführt werden. Diese Aufgabe hatte bisher der Generalvikar. Hofmann galt in wirtschaftlichen und Verwaltungsfragen bisher nicht als Experte und hat das im Zusammenhang mit seinem Rücktritt jetzt auch öffentlich eingeräumt.

Gründe für Kündigung bisher unklar

Ob der Weggang des Generalvikars möglicherweise damit zusammenhängt, dass Prüfer im Erzbistum auf einen ungewöhnlichen Vertrag im Stiftungsbereich gestoßen sind, wollte das Erzbistum auf Anfrage des WDR nicht kommentieren. Ohne konkrete Hintergründe zu nennen, teilte die Kirche aber mit, dass der Vertrag von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung sei. Weder bei der Stiftung noch im Erzbistum sei er aber bilanziert worden. Was der Vertrag genau regelt, wollte das Erzbistum auch auf Nachfrage nicht mitteilen.

Hochschulfinanzierung im Fokus

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet, dass es um die "Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln" geht. Das will KNA aus Kirchenkreisen erfahren haben. Diese Stiftung hatte 2020 die Trägerschaft der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) in Köln Lindenthal übernommen. Ursprünglich wurde die Hochschule von den Steyler Missionaren in St. Augustin bei Bonn betrieben. Der Missionsorden hatte Schwierigkeiten, die finanziellen Mittel aufzubringen, um die Hochschule weiter zu betreiben.

Die Übernahme der Hochschule durch das Kölner Erzbistum war schon 2020 in der Wissenschaft auf Kritik gestoßen, da es in NRW bereits leistungsfähige staatliche Hochschulen wie zum Beispiel die Universität Bonn gibt, die katholische Theologen ausbilden. Es wurden Befürchtungen laut, dass Erzbischof Kardinal Woelki an der KHKT katholische Theologie unterrichten lassen wolle, die stärker seinen konservativen Wertvorstellungen entspricht als an den staatlichen Hochschulen. Kardinal Woelki soll den Kirchen-Gremien nach KNA-Informationen bei Übernahme der Hochschule von den Steyler Missionaren zugesichert haben, dass keine Kirchensteuermittel in die Finanzierung gehen. Nach KNA-Recherchen reichen die Stiftungsgelder aber nicht aus, um die Hochschule zu finanzieren.

In Kirchenkreisen wird spekuliert, der überraschende Weggang des zu Woelki stets loyalen Generalvikars könne ein Versuch sein, den Kölner Erzbischof selbst aus der Schusslinie zu bringen. Dem Missbrauchsskandal im Kölner Erzbistum könnte jetzt ein Finanzskandal folgen.

Woelki will Nachfolge bis zum Sommer regeln

Kardinal Woelki will bis zum Sommer die wichtige Stelle des Generalvikars neu besetzen. Es ist allerdings nicht sicher, ob Kardinal Woelki im Sommer selbst noch im Amt ist. Er hat dem Papst nach seiner Rückkehr ins Amt nach fünfmonatiger Pause angeboten, zurückzutreten. Der Papst hat aber noch nicht entschieden, ob er an Woelki festhalten will. Viele Gläubige im Erzbistum werfen ihm vor, beim Missbrauchsskandal im Kölner Erzbistum versagt zu haben. An diesem Wochenende tagt sein Beratergremium, der Diözesanpastoralrat in Düsseldorf. Unter anderem geht es auch um die Frage, ob Priester und Laien Kardinal Woelki noch eine zweite Chance geben wollen. Woelki selbst hatte bei seiner Rückkehr darum gebeten.