Urteil: Rentner überfallen und getötet

Lokalzeit aus Köln 18.06.2024 24:26 Min. Verfügbar bis 18.06.2026 WDR Von Markus Schmitz

Rentner getötet: Jugendstrafen für Täter

Stand: 18.06.2024, 17:17 Uhr

Im September vergangenen Jahres beschließen vier junge Männer, einen Rentner zu überfallen. Dabei gehen sie so brutal vor, dass der Mann stirbt. Zwei der vier Täter konnte die Polizei festnehmen. Die anderen sind auf der Flucht. Das Landgericht Köln sprach nun die Urteile für die beiden. 

Von Markus Schmitz

Der Vorsitzende Richter beginnt seine Urteilsbegründung mit unüblichen Worten. Er spricht von einem „Albtraum“. Damit meint er die Tat an dem 85-Jährigen und die Folgen für die Hinterbliebenen. In dem Prozess, so sagt es der Richter, seien auch die Angeklagten gefragt worden, wie es denn für sie wäre, wenn ihre Eltern überfallen worden wären. Eine Antwort dazu habe es nicht gegeben, so der Richter. 

Männer gaben sich als Handwerker aus

Im September vergangenen Jahres klingeln die Täter gegen sieben Uhr morgens an der Tür des 85 Jahre alten Rentners. Bereits vorher hatten einige von ihnen den Mann mit falschen Dachdeckerarbeiten betrogen. Sie hatten ihm Wochen zuvor vorgegaukelt, dass sie Handwerker seien und die angeblich nötigen Reparaturen an seinem Dach erledigen könnten. Der Rentner zahlte dafür, laut Gericht, 1.900 Euro in Bar. Danach entstand offenbar der Tatplan, mehr Geld aus dem Haus zu holen – diesmal durch einen Überfall.

 Mord nicht nachweisbar

Als der Rentner die Haustür öffnet, greifen ihn drei Täter sofort an.  Der vierte Täter sitzt im Fluchtauto. Der alte Mann wird unmittelbar verletzt und in den Keller gezerrt. Weil er offenbar aus Panik den Tresorschlüssel nicht herausgeben kann, „dreht ein Täter durch“, sagt das Gericht. Und verletzt ihn tödlich. Die Männer nehmen fünfzig Euro aus dem Portemonnaie des Mannes mit. Ob sie weiteres Geld oder Wertgegenstände erbeutet haben, darüber gibt es keine Nachweise.

Laut Gericht saß einer der beiden Angeklagten im Kölner Prozess im Fluchtauto, der andere war im Haus unterwegs. Es ist aber nicht sicher, dass die beiden „an der Tötung des 85-Jährigen beteiligt gewesen sind.“ Deshalb wurden sie nicht wegen Mordes - so lautete die Anklage zu Beginn des Prozesses - verurteilt. Sondern wegen geplanten Raubes mit Todesfolge. Die Urteile: Sechs und acht Jahre Haft nach Jugendstrafrecht.

 Sohn des Getöteten kritisiert Urteil

Die Söhne des 85-Jährigen haben den Prozess als Nebenkläger verfolgt. Den Angeklagten gegenüber zu sitzen sei nicht immer einfach gewesen. Die Männer hätten keine Regung gezeigt. Die beiden Täter stammen aus Syrien und sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Einer der Söhne sagte, dass er viele Menschen aus Syrien und Afghanistan kenne, die ihre Chancen genutzt hätten und in Deutschland friedlich lebten.

Die Täter sind aus seiner Sicht „Ausnahmen“, die "alles außer Acht gelassen haben,  was dieses Land ihnen geboten hat -  nämlich  Schutz und die Möglichkeit sich zu entwickeln." Er sagt: "Und das dann zu drehen und die Schwächsten der Gesellschaft auszurauben, auf die brutalste Art und Weise, das verlangt eine harte Strafe und die sehen wir hier nicht."

Rentner getötet: Jugendstrafen für Täter

WDR Studios NRW 18.06.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 18.06.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Langericht Köln
  • Sohn des Getöteten
  • Reporter vor Ort

Weitere Themen