Prozess um illegalen und giftigen Schutt

Stand: 12.08.2022, 09:54 Uhr

Ein 68 Jahre alter Bau-Unternehmer aus Solingen steht seit Donnerstag vor dem Wuppertaler Amtsgericht: Er soll illegalen und giftigen Schutt abgeladen haben.

Die Staatsanwaltschaft spricht von mehreren Taten aus Gewinnsucht.

Vorwurf: Giftigen Schutt im Bergischen vergraben

Auf Baustellen in Solingen, Velbert und Langenfeld soll er giftigen asbest- und PCB-haltigen Schutt vergraben haben. Die Vorwürfe erstrecken sich auf einen Zeitraum von mehreren Jahren. Laut Anklage hat er auch einen ehemaligen Luftschutzbunker in Langenfeld mit belastetem Schutt verfüllt.

Ehemaliger Mitarbeiter belastet Angeklagten

Der Angeklagte schwieg zu Prozessbeginn und will das auch weiter tun. Ein ehemaliger Angestellter hingegen berichtete wortreich über seine Zeit in Diensten des Solingers. Er habe sich zunächst als Fahrer beworben und wenig später dann gewundert, als der Angeklagte ihn zum Geschäftsführer machen wollte. Widerwillig habe er eingewilligt. Am Ende habe der Baunternehmer alle wirtschaftlichen Probleme der Firma auf ihn abgewälzt. So habe er gekündigt - aber als ehemaliger Geschäftsführer auch gehaftet. "Die Zeit danach war die schlimmste meines Lebens, ich wurde von ihm hintergangen“

Umweltverbrechen auf Anweisung?

Der 59-jährige Zeuge weiter: "Er hatte eine Masche, mit der er Menschen um den Finger wickelte. Es gab vor mir welche, nach mir welche." Schlimmer dürfte für den Angeklagten sein, dass der Mann von Gesprächen mit LKW-Fahrern des Unternehmens berichtete. Die habe er angewiesen die "(Asbest-)Platten klein zu kloppen und mit da rein“ zu tun. Das sei gegen sein Gewissen gegangen. Er habe daraufhin gekündigt.    

Schuttberge höher als Wohnhäuser

Illegaler Schutt | Bildquelle: Lumpe, WDR

Laut Anklage hat er auch eine Mülldeponie auf seinem Grundstück in der Nähe des Wuppertaler Gefängnisses am Simonshöfchen angelegt. Die Staatsanwaltschaft spricht dort von einer "illegalen Abfallanlage", auf der große Mengen an Schutt auf keinen Fall hätten gelagert werden dürfen. 2014 hatte das für heftige Proteste im Stadtteil Vohwinkel geführt. Anwohner fühlten sich durch bis zu acht Meter hohe Schuttberge belästigt. Diese waren zum Teil höher als ihre Wohnhäuser. 

Der Mann muss sich außerdem wegen Urkundenfälschung verantworten. Er soll gefälschte Entsorgungsnachweise für insgesamt 7,4 Tonnen Abfälle auf einer Baustelle in Solingen vorgelegt haben. Die Baustelle war durch die Bezirksregierung stillgelegt worden.

Illegale Deponie auf Springmann-Gelände?

Nach WDR-Recherchen gehen die Ermittlungen gegen den Bauunternehmer, während der Prozess läuft, weiter. Aufnahmen aus dem Frühjahr 2020 zeigen Baufahrzeuge des Angeklagten auf dem Gelände der Familie Springmann in Wuppertal-Ronsdorf. Das Unternehmer-Ehepaar war 2017 ermordet worden, deren Anwesen wurde abgerissen. Offensichtlich von einer Firma des angeklagten Solingers. Auch dort soll er eine illegale Schutt-Deponie eingerichtet haben.