Schüler des Berufskollegs halten ein Banner mit der Aufschrift "Kirche ermächtigen" hoch

Erzbischöfliches Kolleg: Kritik von Schülern unerwünscht

Stand: 01.05.2022, 21:35 Uhr

Das erzbischöfliche Berufskolleg in Köln soll im Vorfeld der synodalen Versammlung am Wochenende Schülervertreter unter Druck gesetzt haben, damit diese nicht gegen den Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki protestieren.

Von Frank Piotrowsk

Das geht aus einem Schriftwechsel zwischen der Schulleitung und Schülervertreten hervor, der dem WDR in Auszügen vorliegt. Das Erzbistum bestätigt den Meinungsaustausch und spricht von einem aktuell großen Diskussionsbedarf.

Schülerbeteiligung unerwünscht

Schon länger gibt es am Erzbischöflichen Berufskolleg in Köln-Sülz unter den 1.100 Schülern Stimmen, die die Rolle des Kölner Erzbischofs kritisch sehen. In der Vergangenheit war es dazu auch zu Diskussionen mit der Schulleitung gekommen. Unter anderem zu der Frage, ob ein Foto vom Kölner Erzbischof noch in der Schule hängen soll.

An diesem Wochenende fand in der Vorzeigeschule der katholischen Kirche die diözesansyondale Versammlung statt.  Eine Veranstaltung bei der unter anderem darüber gesprochen wurde, wie Katholikinnen und Katholiken ihre Positionen besser in die Kirche einbringen können. Kritische Stimmen von Schülern sollten offenbar bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden.

Nach WDR Informationen schrieb ein Mitglied der Schulleitung einem Schülervertreter, dass die Synodale Versammlung kein Ort sei , in dem die kritischen Schülermeinungen eingebracht werden sollen. Wörtlich heißt es: „Ich weise unmissverständlich darauf hin, dass die äußerst wichtige Diözesanpastoralveranstaltung am Wochenende mit dem Erzbischof und 150 Vertreter*innen aus den verschiedensten Bereichen durch keinerlei Aktionen der SV (Schülervertretung, Anmerkung der Redaktion) gestört werden darf!“. Außerdem wurde die Schülervertretung darauf hingewiesen, dass die „SV formal lediglich ein „Anregungsrecht“ hat, was wichtig ist, aber kein „Mitbestimmungsrecht“.

Keine Reaktion von Kardinal Woelki

Die deutlichen Worte verfehlten Ihre Wirkung nicht. Kein Schüler erhob seine Stimme. Einige wendeten sich aber an eine Gruppe von katholischen Studenten, die daraufhin in der Diözesansyondalen Versammlung fünf Minuten Redezeit durchsetzen konnten.

Dabei erläuterten Sie in Anwesenheit von Kardinal Woelki, dass die Schüler Repressalien befürchteten und deshalb schwiegen. Außerdem erklärten sie stellvertretend für die Schüler, dass die Position von Betroffenen sexualisierter Gewalt durch Kleriker im Erzbistum nicht den ausreichenden Raum bekomme. Das hätte sich auch daran gezeigt, dass niemand aus deren Kreis an der Diözesansyondalen Versammlung teilgenommen habe.

Kardinal Woelki soll nach den Informationen eines Versammlungsteilnehmers mit den Studenten gesprochen haben. Öffentlich habe er sich aber nicht zu der Kritik geäußert.

Gespräche zwischen Schülervertretung und Schulleitung

Das Erzbistum teilte dem WDR auf Nachfrage mit, dass es aktuell großen Diskussionsbedarf zwischen der Schülervertretung und der Schulleitung des Erzbischöflichen Berufskollegs gebe und schon vor der Konferenz an diesem Wochenende ein Gespräch anberaumt worden sei.

Es sei der Schulleitung ein Anliegen, dass eine gute Form des kritischen Austauschs gefunden werde. Die Synodalversammlung sei dafür aus Sicht der Schulleitung nicht der richtige Ort gewesen. Man hoffe, jetzt die richtige Form für ein solches Gespräch zu finden.