Anstatt die Bretter und Baumstämme nach Amerika oder China zu verschicken soll möglichst das gesamte Holz in Solingen verarbeitet und verwendet werden. Sogar das Holz, das wegen Borkenkäfer-Schäden normalerweise nicht verkauft wird.
Aus den ersten Fichten wurden zum Beispiel rund 100 Hochbeete, Sitzbänke und drei Tiny Houses gebaut. Die kleinen Häuschen stehen im unteren Teil des Technologie- und Gründerparks in Solingen und werden als Ort der Ruhe oder für das Arbeiten im Homeoffice genutzt. Rund 8.000 Euro kostet ein Holz-Häuschen - je nach Ausstattung.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Das nachhaltige Projekt wird vom Solinger Stadtdienst Umwelt zusammen mit der Wirtschaftsförderung und den Technischen Betrieben umgesetzt. Auslöser waren die vielen Fichten, die wegen der heißen Sommer und des Borkenkäfer-Befalls gefällt werden mussten. Eigentlich wäre das Holz weggeworfen worden.
"Und wir haben uns gedacht, wir machen daraus was Schlaues, denn Holz ist ja quasi der Goldbarren der Zukunft." Frank Balkenhol, Wirtschaftsförderung Solingen
Erfinder- und Vorreiterstadt Solingen
Das Projekt soll Impulse bringen. Nicht nur der jetzigen, sondern auch den folgenden Generationen zeigen, was möglich ist und was Nachhaltigkeit bedeute, so die Ideengeber. Solingen sei schließlich schon vielfach ein Vorreiter bei Ideen gewesen.
Grundsätzlich könne Nachhaltigkeit nicht ökonomischer sein, könne nicht mit sozialer Marktwirtschaft mithalten, räumt Frank Balkenhol von der Wirtschaftsförderung ein. Aber erste Berechnungen würden zeigen, dass das Kaufen von Holz günstiger werde, wenn andere Teile des Prozesses wegfielen, wie beispielsweise Transportkosten.
Rein Solinger Messer
In der Messer- und Schneidwaren-Fabrik der Familie Ibrahimi in Wald wird auch Solinger Holz verwendet: rund 30 Arbeitsschritte braucht es, bis aus dem großen Brett ein fertiges Messer wird. Bergische Handarbeit vom schneiden über das fräsen bis hin zum schleifen und hämmern. Für den Inhaber ist es wichtig, etwas für das Klima zu tun und außerdem zu wissen, welches Holz er verarbeitet.
"Wir wissen genau, woher das Holz kommt, naturfreundlich, umweltfreundllich." Shpend Ibrahimi, Schneidwarenmanufaktur Solingen
Unterstützung durch die Stadt
Auch vom Rat der Stadt Solingen gibt es Rückendeckung: der städtische Förster wurde beauftragt, das Holz nur noch in Solingen zu verkaufen und zu verarbeiten - in Ausnahmefällen auch deutschlandweit, aber nicht mehr international.
Auf lange Sicht planen die Verantwortlichen, auch in städtischen Gebäuden und Schulen nur noch Solinger Holz zu verarbeiten. Da geht es aber noch um Wettbewerbs- und Vergaberechte.