Ökogarten soll mit Trinkwasser gegossen werden

Stand: 24.05.2022, 11:29 Uhr

Die Forderung der Stadt Wuppertal klingt kurios: Um das Landschaftsschutzgebiet zu schützen, sollen die Eigentümer eines großen Bauerngartens in Cronenberg ihr Gemüse künftig mit Trinkwasser statt Regenwasser gießen.

Von Anke Spiess

Der Vater der jetzigen Eigentümerin hatte den Bauerngarten angelegt und einen Unterstand mit Dach gebaut, um Regenwasser zu sammeln. Seine Tochter führte das weiter. 2019 zerstörte ein Sturm den Unterstand komplett. Iris Rieth und ihr Mann bauten ihn an gleicher Stelle wieder auf. Ein großer Fehler, wie sich später rausstellte. Weil der Garten inzwischen Teil des Landschaftsschutzgebietes Gelpe ist, darf dort nichts neu gebaut werden.

Neuer Regensammler muss weg

Bei einer Ortsbegehung mit Vertretern des Umweltamtes habe es keine Bereitschaft gegeben, eine Lösung zu finden, die dem Landschaftsschutz und der Bewässerung mit Regenwasser gerecht geworden wäre, sagt Achim Funk. Es habe immer nur geheißen, der Unterstand muss weg. Und dass, obwohl er vom öffentlichen Weg kaum zu sehen ist. Das liegt an den Gesetzen: Hätte das Paar den Unterstand einfach nur repariert, hätten sie jetzt kein Problem.

Drei Jahre Papierkrieg

Es folgte ein schriftliches Hin sowie eine Androhung von Bußgeld, sollte der Unterstand nicht abgerissen werden. Achim Funk hat sich mit dem Landschaftsschutzplan Gelpe beschäftigt und Ausnahmen gefunden, wenn zum Beispiel die "Abweichung mit den Belangen des Naturschutzes oder der Landschaftspflege zu vereinbaren ist". Das lässt das Umweltamt nicht gelten, sondern schlägt vor: "Eine Anbindung an die Wasserleitung des Hausanschlusses in Form eines Gartenschlauchs sollte aus technischer Sicht ohne großen Aufwand zu realisieren sein."

Trinkwasser statt Regenwasser

Für Achim Funk ein Unding. Schläuche über Hunderte von Metern über das Grundstück zu legen und die Pflanzen mit Trinkwasser zu gießen, ist für ihn eine ökologische Sünde. Iris Rieth und Achim Funk wünschen sich mehr Augenmaß bei der Entscheidung der Stadt - gerade wegen des Klimawandels und der Wasserknappheit im Sommer. Geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung, muss das Paar ihren Regensammler bis Ende Mai abreißen, sonst droht ihnen ein Bußgeld.

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