Messerangriff im Zug: Kein Hinweis auf islamistischen Terror

Stand: 14.05.2022, 17:46 Uhr

Beim Messerangriff im Zug Richtung Aachen waren am Freitag fünf Menschen verletzt worden. Der Täter gilt als psychisch krank, einen islamistischen Hintergrund sehen die Ermittler nicht mehr.

Der 31-Jährige, der am Freitag nach der Messerattacke festgenommen worden war, ist offenbar psychisch krank. Er sei in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden, teilte die Staatsanwaltschaft Aachen am Samstag mit. Dennoch werde wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und des versuchten heimtückischen Mordes in drei Fällen gegen ihn ermittelt.

Gegen 7.40 Uhr am Freitagmorgen hatte der Mann im Regionalexpress 4 plötzlich ein Küchenmesser gezückt, als der Zug gerade den Bahnhof Herzogenrath Richtung Aachen verließ. Nach Auskunft der Bundespolizei ging er dann auf mehrere Bahnreisende los. Fünf Menschen und der Angreifer selbst erlitten Schnittverletzungen, ein Opfer eine Stichwunde. Laut Polizei Köln kamen vier Verletzte ins Krankenhaus. Lebensgefahr habe aber nicht bestanden.

Als Ursache für die Tat sieht die Staatsanwaltschaft nach jetzigem Erkenntnisstand "mit großer Wahrscheinlichkeit" ein psychotisches Erleben des Täters. Hinweise auf einen Terrorhintergrund oder eine religiöse Radikalisierung des Verdächtigen, wie zunächst angenommen, hätten sich nicht bestätigt.

Nach dem Angriff war es mehreren Fahrgästen gelungen, den im Irak geborenen Mann im Zug zu überwältigen. Ein Bundespolizist, der zufälligerweise zivil unterwegs war, nahm ihn dann fest. In der Bahn befanden sich etwa 270 Fahrgäste, der Zugverkehr zwischen Mönchengladbach und Aachen wurde vorübergehend gestoppt.

Reul sprach von Amokverdacht

Schon am Freitagnachmittag war NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor die Presse getreten, um zu erklären: "Bislang müssen wir von einer Amoktat ausgehen." Nach bisherigen Erkenntnissen sei der 31-jährige, im Irak geborene Mann, bei den Behörden 2017 als sogenannter Prüffall Islamismus gelaufen, so Reul. Der Mann habe damals in einem Flüchtlingsheim gelebt und sich stark verändert, sich unter anderem einen Bart wachsen lassen. Das Heim habe dann die Behörden informiert. Am Samstag hieß es, ein solcher Verdacht habe sich aber nicht bestätigt.