
Prozess um tödliche Messerattacke in Siegburger Disco
Stand: 17.04.2023, 08:45 Uhr
Nach einem tödlichen Messerangriff in der ehemaligen Siegburger Diskothek „Klangfabrik“ müssen sich von heute an zwei 24 Jahre alte Männer vor dem Bonner Landgericht verantworten. Einem wirft die Staatsanwaltschaft Totschlag sowie versuchten Totschlag, dem anderen zweifache Körperverletzung vor.
Von Christoph Hensgen
An einem frühen Samstagmorgen Ende Juli war bei einer Party in der Disco ein Streit ausgebrochen und schnell eskaliert. Zwei Wochen nach der tödlichen Attacke war die Siegburger Diskothek für immer geschlossen worden.
In der „Klangfabrik“ hatte es am Tatabend eine „Mallorca-Party“ gegeben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden späteren Opfer zwei junge Frauen wiederholt gegen deren Willen angetanzt und belästigt haben. Die Angeklagten seien den Frauen daraufhin zur Hilfe gekommen. Mitten auf der Tanzfläche soll der mutmaßliche Haupttäter dann auf den 24-Jährigen und dessen vier Jahre älteren Bruder eingestochen haben.
24-Jähriger stirbt wenig später im Krankenhaus
Der 28-Jährige erlitt dabei schwere Verletzungen, sein Bruder brach auf dem Weg zum Ausgang zusammen, er starb wenig später im Krankenhaus. Zum Tatzeitpunkt waren noch rund 150 Besucherinnen und Besucher in der Diskothek in einem Siegburger Industriegebiet.

Die Türen der Diskothek sind endgültig geschlossen
Weder die Feiernden noch die anwesenden Sicherheitsmitarbeiter erkannten die Situation rechtzeitig, sodass die Täter die Diskothek unbemerkt verlassen konnten. Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen eine Person, die aus dem Gebäude eilt.
Mutmaßlicher Haupttäter wegen Gewaltdelikten polizeibekannt
Ermittlern der Bonner Mordkommission gelang es noch an dem Wochenende, zwei Tatverdächtige festzunehmen. Dabei handelt es sich um die jetzt Angeklagten. Beide kommen aus dem Raum Siegburg. Der ältere der beiden wurde nach den Vernehmungen wieder frei gelassen, den mutmaßlichen Haupttäter schickte ein Richter damals in Untersuchungshaft. Er war der Polizei bereits wegen anderer Gewaltdelikte bekannt.
Der Betreiber der „Klangfabrik“ hatte kurz nach der Tat gegenüber wdr.de angegeben, dass üblicherweise vier Sicherheitsmitarbeiter vor Ort wären. Gäste würden auf Verdacht kontrolliert, aber eine lückenlose Durchsuchung nach Messern oder anderen Waffen sei nicht möglich. Die Diskothek war in den vergangenen Jahren immer wieder wegen Gewalttaten und Sachbeschädigung durch Besucher aufgefallen. Der Siegburger Stadtverwaltung sind vor allem Verstöße gegen den Jugendschutz bekannt.
„Klangfabrik“ schließt nach tödlicher Messerattacke
Unmittelbar nach der Tat zog der Betreiber weitreichende Konsequenzen: Er schloss die Diskothek zehn Jahre nach ihrer Eröffnung. Vor der „Klangfabrik“ lockte dort jahrzehntelang das „Siegburger Steffi“ Feierfreudige aus der Umgebung an.
Tatwaffe bislang nicht gefunden

Anklagebank beim Prozessauftakt
Im Prozess vor dem Bonner Landgericht geht es allein um die strafrechtliche Würdigung der tödlichen Auseinandersetzung. Dabei werden die Aussage des älteren Bruders des Opfers sowie weitere Zeugen und der Auswertung von Videoaufnahmen eine Hauptrolle spielen.
Die Tatwaffe fällt als Beweismittel weg. Das Messer konnte auch bei der Durchsuchungen der Wohnungen beider Angeklagten durch Polizisten nicht gefunden werden. Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird Ende Mai erwartet.