Trotz Alopezie: Melisa findet neues Lebensglück

Stand: 07.10.2022, 13:22 Uhr

Mitten in der Pubertät fallen Melisa aus Neuss plötzlich alle Haare aus. Gegen die Krankheit Alopezie tun kann sie nichts, außer sie zu akzeptieren. Und das tut sie mit voller Lebensfreude.

Mit einem Lächeln im Gesicht sitzt Melisa vor dem Spiegel in einem Düsseldorfer Perückengeschäft. Kurz blickt sie noch einmal auf ihre Glatze, bis die Mitarbeiterin ihr die langen, dunkelblonden Haare aufsetzt. Vorsichtig streicht Melisa die Haare aus dem Gesicht, strahlt ihr neues Spiegelbild jetzt mit vollem Lachen an.

Ihre Freude über die neue Perücke ist riesig: "Perfekt für den Herbst! Ich kann es kaum erwarten, sie jeden Tag anzuziehen", sagt sie begeistert. Ein Jahr alt ist ihre jetzige hellblonde Perücke, die schon einige Gebrauchsspuren hat. "Man merkt, dass die Perücke schon viel an Haaren verloren hat. Sie ist schon deutlich dünner geworden", sagt die 30-Jährige.

"Die Haare waren von jetzt auf gleich weg"

Melisa hat eine Glatze und steht vor ihrer Perücke.

Ihre Körperhaare fallen der Neusserin aus, als sie 15 Jahre alt ist. Die Diagnose: Alopezie – kreisrunder Haarausfall, eine extreme Form der Autoimmunerkrankung. Heute hat sie die Krankheit akzeptiert und lebt glücklich trotz ihr. Doch das war nicht immer so. Gerade als Jugendliche sei es schwer für sie gewesen, mit der Krankheit umzugehen. "Das Äußere war das Wichtigste für einen. Und bei mir war es dann halt so, dass die Haare von jetzt auf gleich weg waren. Es war ein ganz emotionales Gefühl. Es hat sich wie ein Fremdkörper angefühlt. Mittlerweile gehört es wie das Schminken zum Alltag dazu", sagt Melisa zu ihrem Leben mit Perücke.

Handwerk des Perückenknüpfens fast ausgestorben

Zwei Frauenknüpfen zwei blonde Perücken

Ihre neuen Haare wurden in dem Düsseldorfer Fachgeschäft handgeknüpft. In Deutschland ist dieses Handwerk fast ausgestorben, nur noch wenige Menschen beherrschen diese Technik. "Wir gehen auf alle Kundenwünsche ein. Wir machen das mit viel Liebe und am Ende haben wir so eine Perücke", sagt eine Mitarbeiterin. Von der Stange gibt es hier nichts. Eine Woche hat es gedauert – dann waren Melisas Wunsch-Haare fertig. Von ihrer Krankenkasse bekommt Melisa jedes Jahr einen Zuschuss für eine neue Perücke. Aber es muss nicht immer eine Neue sein. Häufig ist auch eine Reparatur möglich.

Die Krankheit akzeptieren und den eigenen Körper lieben

Einen schlechten Haartag habe sie nie, sagt Melisa. "Man muss sie auch nicht jeden Tag waschen. Wenn ich meine Haare schön lockig mache, bleiben sie zwei, drei Tage lockig", sagt sie zufrieden. Auch wenn die Perücke Melisa ihre Krankheit nicht vergessen lässt: Sie hilft ihr dabei, sie zu akzeptieren. Und sich und ihren Körper zu lieben – egal mit welcher Frisur.