Protest gegen Stadt Leverkusen – Die Partei baut Favela-Camp auf

Stand: 20.05.2022, 20:41 Uhr

Am Wochenende veranstaltet "Die Partei" ihren Bundesparteitag in Leverkusen. Als satirischer Protest gegen die Stadt hat sie an der BayArena ein Favela-Camp aufgebaut.

Von Erik Butterbrodt

Fast eine Stunde wartet Tom Rodig am Freitag Abend auf seine Freunde der Satire-Partei Die Partei. Sie kommen extra aus Leipzig nach Leverkusen. Mehr als 500 Kilometer Anreiseweg. Doch nun sind sie da, der Zeltaufbau kann beginnen. Das Unwetter macht den Parteimitgliedern zu schaffen. Es windet, es regnet. Aber nach 45 Minuten steht das Zelt.

Es wird nun für zwei Tage Toms Zuhause sein. Er hat das Camp organisiert und ist einer von über 100 Parteimitgliedern, die hier direkt an der BayArena unter der "Stelzenautobahn" A1 campieren. So wird die Autobahn hier in Leverkusen genannt. Dass die Autobahn oberirdisch ausgebaut werden soll, stört die Menschen in Leverkusen. Der Ort für das Camp wurde nicht zufällig gewählt.

Die Partei übt satirischen Protest gegen Leverkusen

Die Partei wurde 2004 gegründet. Sie bedient sich satirischer Mittel, um Kritik an Politik und Gesellschaft zu üben. Ihr Vorsitzender ist der Satiriker und Journalist Martin Sonneborn. Für Die Partei sei Leverkusen für den diesjährigen Bundesparteitag perfekt. Die Stadt habe ein Imageproblem. Deshalb das Motto an diesem Wochenende: "Gegen ‚Leverkusen‘ - und alles was daraus folgt".

Laut der Partei hätte es ohne den Chemiestandort Leverkusen viel Giftmüll nie gegeben. Es müsse die Frage gestellt werden, ob Glyphosat die neue Wunderdroge sei oder die A1 aufgrund des Klimawandels bald eine Wasserstraße sein müsse. Heiß diskutiert werden dürfte auch, ob ganz Leverkusen in ein Parkhaus umgewandelt werden solle. Diese Forderung stellte Die Partei im Wahlprogramm zur Landtagswahl auf. Im Favela-Camp sollen diese Fragen auf offener Straße diskutiert werden. Jeder, der will, darf ans sogenannte Open Mic – ein öffentliches Mikrofon. 

Bundesparteitag der Partei in Leverkusen mit Vorstandswahl

Das ganze Wochenende wird unter der Autobahn diskutiert. Auch ernsthaft. Es treten kritische Redner zum Thema Chemieindustrie auf, auch Fridays for Future werden dabei sein. Die Tagesordnung für den Bundesparteitag in der Ostermann Arena nebenan ist nicht nur gänzlich humoristisch.

Es gibt eine Vorstandswahl und es sollen Änderungen in der Satzung beschlossen werden. Ein Antrag lautet, die Satzung selbst in gendergerechter Sprache zu verfassen. Mit großer Spannung wird erwartet, ob der Antrag "Rauchen ist geil" vom sogenannten Lungenflügel der Partei beschlossen wird. Martin Sonneborns Wiederwahl als Vorsitzender gilt als sicher. 

Demo durch Leverkusen am Samstagabend

Um einen geordneten Bundesparteitag für die rund 800 bis 1000 anwesenden Parteimitglieder zu gewährleisten, hat die Partei den Konzern Bayer aufgefordert, mögliche Chemieunfälle auf Wochentage zu verschieben.

Im Gegenzug wollen die Parteimitglieder aber nicht die Haftung für die Zerstörung der Innenstadt übernehmen oder für das Grau-Streichen der Fußgängerzone. Schließlich ziehe man am Samstagabend mit einer Demo gegen Leverkusen durch die Straßen und durch die Kneipen im Stadtteil Opladen. Hier ist Kneipenfest. Für die Mitglieder der Partei ein willkommener Ausklang des Parteitags. Tom Rodig bleibt bis Sonntagmittag, wenn auch das Favela-Camp unter der Autobahn A1 abgebaut wird.