Neue Wand für legale Graffiti und Street Art

02:35 Min. Verfügbar bis 06.12.2023

Legale Street-Art mitten in Bonn

Stand: 05.12.2022, 16:26 Uhr

Street-Art Künstler können seit Sonntag die erste legale Wand mitten in Bonn besprayen. Nach rund zweijähriger Vorbereitung und der Genehmigung aller Ämter der Stadt Bonn sind die ersten Kunstwerke entstanden. Es ist die dritte legale Fläche in der Stadt und soll die Anzahl illegaler Graffitis verringern.

Von Marc-André Schröter

Eva ist eine von 50 Sprayern, die für die Eröffnung an die Wand direkt am Rhein neben dem Alten Zoll gekommen ist. Für sie ist Street-Art ihre Form sich auszudrücken. "Es ist toll, dass wir jetzt endlich so eine präsente Fläche bekommen haben, um unsere Kunst zeigen zu können", sagt sie und sprayt die blauen Umrisse einer Katze auf die noch leere graue Wand.

Street-Art als Kunst anerkennen

Viele hier sprayen wie Eva nur an legalen Flächen und sind auf diese Orte für ihre Kunst angewiesen. Bisher gab es nur zwei recht versteckte Wände in Bonn: In der Rheinaue und im Reuterpark. Street-Art soll jetzt aus der Schmuddelecke geholt werden. Bonns Sport- und Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger bezeichnet die Eröffnung der neuen Wand als Sternstunde, bei der sie mit Gänsehaut den Künstlern zuschaut. "Wir wertschätzen Street-Art als Kunst und freuen uns, dass es jetzt geklappt hat", sagte sie in ihrer Eröffnungs-Rede.

Die Stadt Bonn verknüpft damit die Hoffnung, dass immer mehr Sprayer Hauswände, Garagen oder andere Orte in der Stadt verschonen und öfter offizielle Plätze nutzen. Bei zwei 13-Jährigen, die ein paar Meter weiter ihr Graffiti sprayen, wird die Wand erstmal keine Alternative sein. "Wir sprayen hauptsächlich illegal - wegen des Adrenalin-Kicks. Das macht süchtig und der Kick fehlt an legalen Wänden komplett", sagen sie.

Aus Sprayern Künstler machen

Junge Künstlerin beim Graffiti sprayen

Eva sprayt eine Katze an Bonns neu eröffnete Graffiti-Wand.

Dass sie heute trotzdem gekommen sind, freut Eugen Schramm. Er will genau diese jungen Menschen fördern. Fast zwei Jahre hat er mit Eigentümern und den Ämtern daran gearbeitet, dass diese Wand jetzt besprayt werden darf. Er will aus illegalen Sprayern Künstler machen. "Wir veranstalten Workshops und bilden sie aus, sie üben an den legalen Wänden und werden im besten Fall für ihre Kunst irgendwann sogar bezahlt", sagt der Künstler, der sich seit Jahren ehrenamtlich in der Szene engagiert.

Dafür brauchen Künstlerinnen wie Eva aber weitere Flächen. Denn im Sommer darf sie hier beispielsweise wegen der darüber liegenden Hotel-Terrasse nicht sprayen. Die Stadt Bonn will weitere Mauern finden, aber wohl erst im Frühjahr 2024 soll in Medinghoven die nächste Fläche freigegeben werden.

Über dieses Thema berichten wir am 05. Dezember 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr.