Bonn: Im Museum das mittelalterliche Rheinland selbst erforschen

Stand: 23.03.2023, 08:56 Uhr

Er war ein fränkischer Krieger im frühen Mittelalter und wurde etwa 600 Jahre nach Christus in Bislich am Niederrhein begraben: "BODI". Jetzt steht er im LVR-LandesMuseum Bonn im Mittelpunkt einer Ausstellung.

Von Märte Burmeister

Sein Grab wurde schon vor 50 Jahren entdeckt – "ein spektakulärer Fund" heißt es im Museum. Zum einen fanden die Archäologen darin eine ungewöhnliche Kriegerrüstung, einen so genannten Lamellenpanzer. Zum anderen entdeckten sie einen goldenen Siegelring, auf dem bei näherer Betrachtung der Name "BODI" eingeritzt ist.

Wer war dieser Mann und wie lebte er? Das versucht die Ausstellung "Das Leben des BODI – eine Forschungsreise ins frühe Mittelalter" im Bonner LVR-Museum zu veranschaulichen. In den Museumsvitrinen sind zahlreiche Fundstücke und Rekonstruktionen aus Bodis und anderen Gräbern aus dem Frühmittelalter zu sehen: Schmuck, Trinkbecher, Pferdezaumzeug, Rüstungen und Waffen.

Forschungserfahrung außerhalb von Vitrinen

Auf den Laien wirkt der Inhalt der Vitrinen erst mal nicht so spektakulär: alte Becher, Waffen und Schmuck finden Besucher gefühlt in vielen Museen. "Das Besondere an der Ausstellung ist, dass wir nicht nur das Ergebnis jahrelanger Forschung zeigen, sondern auch den Weg dahin", erklärt Museumspädagogin und Archäologin Anne Segbers den "Clou" der Bodi-Ausstellung.

Gegenüber von den Vitrinen ist nämlich das "Forschungslabor": An fünf Stationen lernen die Besucher die Arbeit der Wissenschaftler kennen und erfahren, mit welchen Methoden die Forscher Fundstücke untersuchen und zu ihrem Wissen über Bodi gelangen. Dazu gehören Mikroskopie, Konservierung und Restaurierung, Knochenuntersuchungen, Radiologie und die so genannte experimentelle Archäologie:

So haben die Wissenschaftler zusammen mit einem Schmied Bodis Lamellenpanzer nachgebaut, um mehr darüber zu erfahren, wie er funktioniert.

Forschung zum Anfassen – aber kein vollständiges Bild

Die wissenschaftlichen Methoden können die Besucher auch selbst ausprobieren – zumindest ansatzweise. Am Restaurierungstisch wartet ein Glasgefäße-Puzzle auf Archäologie-Interessierte, bei der Mikroskopie kann man alte Textilreste unter die Lupe nehmen und bei Knochenuntersuchungen Pferdeknochen vergleichen.

Das Bild zeigt eine graue Schablone, in die wie in ein Puzzle grüne Glasscherben in verschiedene Formen eingesetzt worden sind. Daneben befindet sich eine Kiste mit weiteren Scherben.

Glasgefäße-Puzzle für Archäologie-Interessierte

So haben die Wissenschaftler zum Beispiel herausgefunden, dass Bodis Pferd nur etwa 1,35 Meter hoch war und eher schmal gebaut. Für Museumspädagogin Anne Segbers ist der fränkische Krieger aus dem frühen Mittelalter schon fast wie ein Kumpel, "der Bodi halt". Dass sein Name bekannt ist, sei auch eine große Besonderheit, findet sie.

Trotzdem wissen die Forscher noch nicht alles über Bodi: "Wir wissen zum Beispiel nicht, wie er ausgesehen hat und wie er gestorben ist", sagt Anne Segbers. Das bleibt dann der Fantasie der Museumsbesucher überlassen – oder der zukünftigen Forschung mit möglicherweise neuen Untersuchungstechniken.

Über dieses Thema haben wir am 22. März 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.

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