Streetart für Bonner Bunker
03:38 Min.. Verfügbar bis 25.11.2023.
Streetart für Bonner Bunker
Stand: 24.11.2022, 13:50 Uhr
Im Bonner Stadtteil Poppelsdorf malt ein Grafitti-Künstler die Fassade eines Hochbunkers an. Es ist ein Gebäude mit bewegter Geschichte – und ein Kunstwerk mit persönlicher Note.
Von Judith Bauer
Wo früher nur eine betongraue Wand war, ist ein riesiges Kunstwerk entstanden: Der Streetart-Künstler Case Maclaim bemalt eine Fassade an der Trierer Straße in Poppelsdorf. Zu sehen ist eine Winterlandschaft mit zugefrorenem See, Menschen in altertümlichen Schlittschuhen und einige sehr große Kühe.
Die Fassade gehört zu einem Bunker aus den 1940er Jahren, der seit Jahren leer steht. Nun hat das Gebäude eine neue Bestimmung gefunden: als Leinwand für ein Kunstwerk.
Kleine Ölgemälde werden zu riesigen Werken
Idee und Finanzierung für die Arbeit kommen von der gemeinnützigen Hans-Riegel-Stiftung. Sie will mit ihrem „Walls of Vision“-Projekt dafür sorgen, dass Kunst für möglichst viele Menschen sichtbar wird.
Die Vorlage für das Landschaftsbild stammt aus der Sammlung der Stiftung: Der niederländische Künstler Aert van der Neer hat das Ölgemälde „Winterlandschaft mit Eisvergnügen“ im 17. Jahrhundert gemalt. Jetzt ist es im Großformat in Poppelsdorf zu sehen.
Kunst für die Straße
Marco Alfter, Geschäftsführer der Hans-Riegel-Stiftung, wünscht sich, dass auf diese Art Kunst zum Gesprächsthema wird. „Wenn man das kleine Bild auf dieser großen Fassade sieht, bleiben die Leute stehen. Sie fragen sich: Was passiert hier grade?“
So sind schon an vielen Orten großformatige Werke entstanden: In Köln-Kalk ist eine moderne Version von Caspar David Friedrichdes „Wanderer über dem Nebelmeer“ zu sehen; in Essen erinnert eine Wand an Vincent van Gogh; und auch im Bonner Talweg ist eine Fassade mit einem alten Gemälde verziert.
Ein Bunker als Studentenwohnheim
Jetzt also der Hochbunker in Poppelsdorf: Im zweiten Weltkrieg diente er als Schutzraum für die Menschen in Bonn. Danach zogen Studenten in den Bunker ein – Wohnraum in Bonn war knapp.
Für die Eigentümerin Ira Storck war es in den vergangenen Jahren schwer, eine Verwendung für die 1000 Quadratmeter zu finden. Sie freut sich, dass die bunte Fassade dem Bauwerk jetzt neue Aufmerksamkeit bringt. Bald soll eine Ausstellung im Inneren die Geschichte des Bunkers erzählen.
Der Künstler hat seine eigenen Ideen ins Werk eingebaut
Der Künstler Case Maclaim, der mit bürgerlichem Namen Andreas von Chrzanowski heißt und in Frankfurt lebt, sprayt und malt seit seiner Jugend. Seine Arbeiten sind unter anderem in Miami, Houston oder Madrid zu sehen.
Das alte Landschaftsgemälde hat er abgewandelt: Die großen Kühe sind seine eigene Kreation. Sie sollen an aktuelle gesellschaftliche Probleme erinnern, die ungelöst sind. „Die Kuh ist noch nicht vom Eis“, sagt Case Maclaim. Das ist in Bonn - Poppelsdorf jetzt deutlich zu sehen.
Über dieses Thema haben wir am 24. November 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.