Erzbischof Woelki und die Finanzierung der Kölner Hochschule für katholische Theologie

Lokalzeit aus Köln 04.04.2022 23:47 Min. Verfügbar bis 11.04.2099 WDR Von Frank Piotrowski

Erzbistum Köln: Heftige Kritik an Tilgung von Priesterschulden

Stand: 18.04.2022, 13:10 Uhr

Die Tilgung der Schulden eines Priesters durch das Erzbistum Köln stößt in Teilen der Kirche auf scharfe Kritik. Das Geld stammt teilweise aus dem Sondervermögen für Missbrauchsopfer.

Insgesamt 1,15 Millionen Euro hat das Erzbistum Köln gezahlt, um einen Priester von seinen Spielschulden zu befreien. Rund 500.000 Euro sollen aus dem gleichen kirchlichen Sondervermögen stammen, aus dem im Erzbistum auch die Opfer sexuellen Missbrauchs entschädigt würden.

Das erklärte der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche kämpften seit Jahren für eine wirkliche Anerkennung ihres Leids, sagte Norpoth. Doch zeige sich das Erzbistum bei ihnen deutlich weniger großzügig.

Maria 2.0: "Verantwortungsloses Finanzgebaren"

60 Prozent der Antragsstellenden erhielten weniger als 20.000 Euro. "Opfer von Sexualstraftaten, teilweise ohne gesicherte Einnahmen wie bei einem Priester, werden mit einem Betrag abgespeist, welcher weniger als zwei Prozent von dem beträgt, was die Kirche als Ausgleich für die selbst verschuldete finanzielle Schieflage eines Priesters zu zahlen bereit war", kritisierte Norpoth.

Die Sprecherin der Reform-Initiative Maria 2.0 Rheinland, Maria Mesrian, sprach von verantwortungslosem Finanzgebaren. Betroffene sexuellen Missbrauchs würden "mit lächerlichen Summen abgespeist, während Millionen für eine überflüssige Hochschule oder eben für die privaten Spielschulden eines Priesters verschleudert werden", sagte sie der Zeitung.

Insgesamt 1,15 Millionen Euro für Spielschulden und Steuern

Das Erzbistum hatte nach eigenen Angaben insgesamt 1,15 Millionen Euro für den überschuldeten Priester gezahlt. Der Priester habe knapp 500.000 Euro Schulden gehabt, hatte am Donnerstag ein Sprecher des Erzbistums gesagt. Die Schulden habe das Erzbistum in mehreren Tranchen beglichen, um dem Geistlichen in seiner akuten Notlage zu helfen.

Nach intensiven steuerrechtlichen Überprüfungen sei man dann zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Zuwendungen steuerpflichtig seien. Die nachträgliche Versteuerung samt Zinsen habe das Erzbistum dann nochmal knapp 650.000 Euro gekostet.

Die Mittel seien zum Teil aus einem Sondervermögen entnommen worden, aus dem auch die Zahlungen an Opfer sexuellen Missbrauchs geleistet würden. Die Lohnsteuerbegleichung plus Zinsen sei hingegen aus dem Personalkostenbudget des Erzbistums bezahlt worden, sagte der Sprecher.

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