Theatervorplatz bekommt Negativ-Preis - Stadt Krefeld kontert

Stand: 02.03.2023, 14:02 Uhr

Der Theatervorplatz in Krefeld ist von der Fachzeitschrift "Oper!" mit einem Negativ-Preis für das größte Ärgernis ausgezeichnet worden. Die Stadt wehrt sich jetzt heftig und spricht von "einer ungeheuerlichen sprachlichen Entgleisung."

Mit Preisen ausgezeichnet zu werden, ist normalerweise mit Freude und Anerkennung verbunden. Der Preis, den nun der Theatervorplatz in Krefeld von den "Oper! Awards" bekommen hat, ist für die Stadt das komplette Gegenteil. Sie meint, die Jury des Magazins habe "völlig daneben gegriffen", erst recht in sprachlicher Hinsicht.

Theatervorplatz als "Größtes Ärgernis 2023" ausgezeichnet

Neben Kategorien, wie dem besten Sänger und der besten Sängerin oder dem besten Orchester, vergibt das Magazin jährlich auch einen Negativ-Preis für das größte Ärgernis. Und den hat nun der Theatervorplatz in Krefeld abbekommen.

Die Jury aus Journalisten schreibt, wer in Krefeld in die Oper wolle, müsse sich "quer durch die Drogenszene kämpfen." Im Theaterparkhaus werde gedealt, auf dem Platz lebten die obdachlosen Suchtkranken der Stadt. Sprachlich geht es ähnlich weiter: "Mit allem, was dazu gehört: Gewalt, Verzweiflung, Zerstörung, Müll, Dreck, Tod."

Schleichend abgehakt und dem Verfall preisgegeben wird aber mit dem modernen Inferno des sozial produzierten Menschenmülls zugleich ein Stück Kultur. Die Jury der "Oper! Awards"

Stadt mit heftiger Kritik an Sprache und Inhalt - Jury fühlt sich missverstanden

Vor allem die Formulierungen rund um den "sozial produzierten Menschenmüll" verärgern die Stadt Krefeld. Sie kontert mit einer Stellungnahme: "Mit Irritation und Befremden" reagiere man auf die Negativ-Auszeichnung. "Die Jury geht bei ihrer Begründung offenbar von falschen Voraussetzungen aus und bedient sich zudem einer ungeheuren sprachlichen Entgleisung", schreibt die Stadt in ihrer Mitteilung weiter.

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"Ein Gremium, das in einer offiziellen Stellungnahme den Ausdruck ,sozial produzierter Menschenmüll' verwendet, disqualifiziert sich selbst." Eine solche Formulierung sei menschenverachtend und skandalös.

Die Award-Verantwortlichen reagieren ihrerseits auf die Antwort und sagen, die Stadt wolle sie mit Absicht falsch verstehen. Man habe mit der Kritik nicht die Suchtkranken treffen wollen, sondern die Stadt, die die Menschen dort zu sozialem Müll werden lasse.

Verschiedene Maßnahmen, um den Platz aufzuwerten

Die Stadt versuche ihrerseits mit verschiedenen Maßnahmen - wie zum Beispiel mit einem beschlossenen "Stärkungspaket Innenstadt" - die schwierige Situation für Anwohner, Passanten und Theaterbesucher zu verbessern. Unter anderem durch die Eröffnung eines Drogenhilfezentrums soll sich die Szene verschieben und der Theatervorplatz kein Aufenthaltsort für die Menschen ohne Obdach mehr sein.

Über dieses Thema berichtet auch die Lokalzeit aus Düsseldorf am 2. März 2023 um 19.30 Uhr.

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