Kölner Schüler machen Austausch in der eigenen Stadt

Stand: 27.01.2023, 19:50 Uhr

"Vier Veedel - eine Stadt" heißt ein neues Schüler-Austausch-Programm mitten in Köln. Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren machen mit.

Von Martin Henning

Am Anfang ist Aufwärmen angesagt. Lehrerin Janine Engel steht mit Schülerinnen und Schülern von vier Kölner Schulen auf einer Bühne der Aula der Königin-Luise-Schule. "Stellt euch gleichmäßig in einem Kreis auf", sagt sie. "Ich klatsche in die Hände und schicke diesen Klatscher an einen von euch weiter. Und ihr schickt dann euren Klatscher an eine andere Person weiter."

Verschiedene Schulformen sind dabei

Bis zu sechs Schülerinnen und Schüler nehmen pro Schule teil. Sie sind 14 bis 17 Jahre alt. Mit dabei sind die Gustav-Heinemann-Hauptschule, die Katharina-Henoth-Gesamtschule, das Albertus-Magnus-Gymnasium und das Königin-Luise-Gymnasium.

Schüleraustausch soll Vorurteile abbauen

Kerstin Walser, Kunstlehrerin an der Königin-Luise-Schule | Bildquelle: WDR

Das Projekt heißt "4 Veedel - 1 Stadt". Ziel: die eigene Stadt besser kennenlernen und Vorurteile abbauen. Die Schulen treffen sich schon zum dritten Mal. Mittlerweile sei da etwas zusammengewachsen, sagt Lehrerin Kerstin Walser im Gespräch mit dem WDR.

Was ich gesehen habe, gerade bei der Auftaktveranstaltung: dass hier einfach wahnsinnig tolle Menschen zusammen kommen und dass sie Qualitäten mitbringen - egal, von welcher Schule sie kommen, egal, aus welchem Stadtteil sie kommen. Manche sprechen vielleicht nicht hundertprozentig fließendes Deutsch, aber sie verstehen sich untereinander. Es wird nur mit-einander gelacht und nicht über einander. Kerstin Walser, Lehrerin an der Königin-Luise-Schule

Theater-, Malerei- und Fotografie-Workshops

An diesem Tag bietet die Königin-Luise-Schule drei Workshops an: Theater, Malerei und Fotografie. Die 16-jährige Merle Wassenaar hat sich fürs Malen entschieden. Sie kommt von der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg. Ihr gibt das Projekt Selbstvertrauen.

Merle Wassenaar (r.) beim Kunst- Projekt | Bildquelle: WDR

"Man stellt sich vielleicht auch die ganze Zeit schlechter dar, weil man denkt, dass man auf einer schlechten Schule ist. Die anderen dürften viel besser sein", sagt sie. "Aber ich merke gerade selbst auch, dass wir vielleicht gar nicht so schlecht sind."

Komfortzone verlassen

Andere Orte sehen, neue Leute kennenlernen, aus seiner Komfortzone herauskommen - dabei soll das Projekt helfen. Die Idee stammt von der Kölner Schauspielerin Hülya Doğan-Netenjakob. Gemeinsam mit Jochen Ott, SPD-Abgeordneter im NRW-Landtag, hat sie es umgesetzt.

Jochen Ott, SPD-Abgeordneter im NRW-Landtag | Bildquelle: WDR

"Ich glaube, am Anfang waren sehr viel Unsicherheiten und Ängste da", sagt Ott. "Aber die Schülerinnen und Schüler sehen: Die anderen sind genauso wie ich. Sie merken: Mensch, das macht eigentlich Spaß, etwas zusammen zu machen."

Vor allem für Heranwachsende aus nicht privilegierten Veedeln sei das Experiment wichtig: "Kindern und Jugendlichen steht die Welt offen, aber in vielen Stadtteilen haben die Kinder nicht dieses Gefühl."

Projekt könnte Schule machen

Noch ist "4 Veedel - 1 Stadt" ein Versuch. Die Verantwortlichen können sich aber vorstellen, dass das Projekt häufiger stattfindet. Damit noch mehr Schülerinnen und Schüler ihre Stadt neu kennenlernen.