Homosexuelle verunglimpft – Verfahren in Köln gegen zwei Priester eingestellt

Stand: 20.05.2022, 22:31 Uhr

Am Ende ging es ganz schnell. Gegen eine Geldauflage von insgesamt 7.000 Euro und eine Entschuldigung hat die Richterin das Verfahren gegen zwei Geistliche wegen Volksverhetzung eingestellt.

Von Markus Schmitz

Den Prozess im Amtsgericht Köln verfolgten viele Zuschauer, die deutlich auf der Seite der Angeklagten standen. Sie applaudierten, als die beiden Teile des Artikels, der Anfang 2021 erschienen war, vorgelesen wurden. Unter den Zuschauern beteten einige den Rosenkranz, andere kommentierten die Aussagen des Staatsanwalts oder der Richterin.  

In dem Artikel, der in dem katholischen Fachmagazin "Theologisches" erschien, bezeichnet der polnische Autor Dariusz Oko Homosexuelle als "Parasiten" und "Krebsgeschwüre". Schwule Priester verführten andere Männer gegen ihren Willen. Homosexuelle dürften daher nicht zur Priesterweihe zugelassen werden, so Oko. 

Prozess in Köln: Angeklagter Priester relativiert Aussagen

Angeklagt war auch der 91-jährige verantwortliche Redakteur, in dessen Zeitschrift der Artikel erschienen war. Er muss 4.000 Euro bezahlen, Oko 3.000 Euro – weil Okos Verdienste wesentlich geringer seien, so das Gericht.

Oko, der Theologieprofessor ist, sagte dem WDR am Freitag: Er spreche nicht über alle Homosexuellen, sondern allein über homosexuelle Priester, die schwere Verbrechen begingen. In dem Artikel stellte er unter anderem die These auf, dass die homosexuellen Priester in der katholischen Kirche verantwortlich für den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen seien.

Artikel gegen homosexuelle Priester: Strafanzeige aus München

Der Münchener Priester Wolfgang Rothe hatte im vergangenen Jahr den Artikel gelesen und unmittelbar danach Strafanzeige bei der Kölner Staatsanwaltschaft gestellt, weil die Fachzeitschrift in Köln verlegt wird. Rothe nennt die Thesen in dem Artikel "dumpfe, homophobe Behauptungen".

Das Amtsgericht erließ darauf hin Strafbefehle über mehrere tausend Euro, die die beiden Angeklagten aber nicht akzeptierten. Deshalb gab es den Prozess in Köln. 

Kritik an Prozess: "Akademische Freiheit mit Füßen getreten"

Nach Bekanntwerden der Strafe gegen den polnischen Autor kritisierte der stellvertretende polnische Justizminister die deutsche Justiz scharf. Er sagte: "Hier wird die akademische Freiheit mit Füßen getreten." Viele Erzkonservative in Polen sind der Ansicht, dass die in dem Artikel geschriebenen Thesen der Meinungsfreiheit unterliegen. Es gab Online eine Unterschriftenliste für den polnischen Autor und Theologieprofessor, die mehrere zehntausend Menschen unterzeichnet haben.

In dem Prozess einigten sich alle Beteiligten auf eine Einstellung. Allerdings nur unter den Bedingungen, dass die beiden Angeklagten insgesamt 7.000 Euro an den Weißen Ring zahlen und dass sich der Autor Dariusz Oko entschuldigt. Das hat er getan. Er sagte auch, dass er bereue, solche Ausdrücke benutzt zu haben. Viele Anhänger im Saal schienen mit der Entscheidung des Gerichts nicht zufrieden zu sein. Ein Mann sagte in der Gerichtslobby, dass man sich nur entschuldigen müsse, wenn man Schuld auf sich geladen hat. Das habe der Autor des Artikels aber nicht getan. 

Über das Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 20.05.2022 auch im WDR Fernsehen und auf WDR 2.