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Die katholische Kirche gehörte für Winfried Dohnen immer zum Leben dazu. Als Kind war er Messdiener und danach immer in der Kirche aktiv. Doch nun hat der 63 Jahre alte Kölner einen Schlussstrich gezogen und ist aus der Kirche ausgetreten. Anlass ist der Umgang des Erzbistums Köln mit dem Thema sexueller Missbrauch. "Das war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Herr Woelki hat da meiner Meinung nach komplett gegen die Kirche, gegen die Menschen gehandelt", sagt Dohnen mit Blick auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.
Woelki hält Missbrauchs-Gutachten unter Verschluss
Seit Monaten steht die Leitung des größten deutschen Bistums in der Kritik. Woelki hat ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester in Auftrag gegeben, hält es aber unter Verschluss. Dafür führt er rechtliche Gründe an und will stattdessen ein neues Gutachten veröffentlichen. Innerhalb und außerhalb der Kirche ist das Unverständnis darüber groß.
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Auch Manuela Pröstel spürt das. Sie bearbeitet seit Jahren am Amtsgericht Köln die Kirchenaustritte. Ihre Beobachtung ist, dass es mehr werden. Außerdem seien die Menschen sehr verbittert. "Wir fragen nach der Konfession und viele sagen dann: Aus dem Pädophilenverein möchten wir austreten."
Hohe Nachfrage nach Kirchenaustritten
In der vergangenen Woche kam es sogar zu einer Überlastung des Servers. Wegen hoher Nachfrage hatte das Amtsgericht Köln die Zahl der Online-Termine für Kirchenaustritte um 500 auf 1.500 pro Monat aufgestockt. Als die zusätzlichen Termine freigeschaltet wurden, gab es tausende Zugriffsversuche und die Buchungsseite war vorübergehend nicht mehr abrufbar. Dabei war die Zahl der Termine schon im Januar aufgestockt worden.
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Die Zahlen zu den Kirchenaustritten für das Jahr 2020 liegen noch nicht vor. Doch allein 2019 hat das Erzbistum Köln nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz über 24.000 Mitglieder verloren.
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Bischöfe beraten über Auswirkungen
Seit Dienstag beraten die katholischen Bischöfe in Deutschland auf ihrer Frühjahrsvollversammlung auch über die Probleme in Köln. Die dort entstandene Vertrauenskrise habe "Auswirkungen auf die ganze katholische Kirche" und sogar die evangelische Kirche, sagte der Vorsitzende Georg Bätzing. "Hier gibt es eine Haftungsgemeinschaft, die die Institutionen insgesamt trifft."
Jedoch machte Bätzing deutlich, dass die Bischofskonferenz für eine Maßregelung Woelkis keine Kompetenzen besitze. "Wir haben keine Hoheit, über den Kardinal hinweg oder ohne ihn oder an ihm vorbei in dieser Frage auch nur ein Stück weiterzukommen."
"Vertrauen nachhaltig gestört"

Rena Krebs (89), gläubige Katholikin
Dabei waren die Erwartungen im Vorfeld des Bischofs-Treffens durchaus groß gewesen. "Ich hoffe, dass die Bischofskonferenz die Zeichen richtig ernst nimmt und Antworten gibt", sagte zum Beispiel die 89 Jahre alte Rena Krebs dem WDR. Es müsse verstanden werden, "dass das Vertrauen an der Basis nachhaltig gestört ist". Die gläubige Katholikin schließt für sich zwar einen Kirchenaustritt aus, bezeichnet ihren Status aber als "resignative, stille Emigration".
Stand: 23.02.2021, 19:48