Prozessbeginn in Köln: Missbrauchs-Vorwürfe gegen Kinder-Fotograf

Stand: 31.05.2022, 16:30 Uhr




Von Markus Schmitz und Christian Wolf

Zu Beginn der Verhandlung schweigt der Angeklagte. Dem Fotografen, der seit Monaten in Untersuchungshaft sitzt, wirft die Staatsanwaltschaft vor, einige seiner Models schwer sexuell missbraucht zu haben. Außerdem habe Lippoth kinderpornografisches Material besessen, so die Anklage.

Die Opfer sollen Jungen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren gewesen sein, so ein Sprecher des Kölner Landgerichts. Die Kinder habe der Fotograf im Zusammenhang mit seiner Arbeit kennengelernt. Während der Taten hätten die Kinder zum Teil geschlafen und hätten sich daher nicht wehren können.

Die Staatsanwaltschaft sagt, dass die angeklagten Taten in der Zeit zwischen 1999 und Sommer 2017 oder 2018 verübt worden sein sollen. Tatorte sollen unter anderem Köln, die USA und die Mittelmeer-Region gewesen sein. Mit einigen Müttern der mutmaßlichen Missbrauchsopfer soll Lippoth in "familienähnlichen Zusammenschlüssen" gelebt haben. Seine Rolle habe er ausgenutzt, so die Anklage. Im Juni 2021 fanden Ermittler bei einer Hausdurchsuchung außerdem eine kinderpornografische Aufnahme auf einem Cloud-Speicher des Angeklagten.

Einige Verfahren gegen Kinderfotografen Achim Lippoth bereits eingestellt

Lippoth wird auch von einer Kölner Anwaltskanzlei im Medienrecht vertreten. Auf WDR-Anfrage antwortete ein Jurist der Kanzlei und spricht in Zusammenhang mit den erhobenen Vorwürfen von "…einem Ergebnis höchst unfairer und suggestiver Ermittlungen. Die Vorgehensweise der Kriminalpolizei verrät viel über tief sitzende Vorurteile und einen unfassbaren, blinden Jagdeifer." Und weiter: "Die Verteidigung ist optimistisch, in einer objektiven Hauptverhandlung dem Gericht die wahren Tatsachen näher bringen zu können."

Aus Justizkreisen ist zu erfahren, dass gegen den Mann schon einige Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden. Allerdings stellte die Kölner Staatsanwaltschaft die Verfahren wieder ein. Nach WDR-Informationen sei das durch den Paragraphen 170, Absatz 2 geschehen. Demnach sei die Einstellung erfolgt, weil sich keine Anhaltspunkte ergeben haben, die eine weitere Verfolgung rechtfertigen würden.

In dem Vorschrift der Strafprozessordnung heißt es:"...Die Staatsanwaltschaft kann das Ermittlungsverfahren gegen einen Beschuldigten einstellen, wenn die Ermittlungen ihrer Ansicht nach keinen genügenden Anlass zur Klageerhebung bieten." Mittlerweile ist das anders.

Beschwerde gegen die Untersuchungshaft von Achim Lippoth verworfen

Lippoths Verteidiger hatten zweimal versucht, ihren Mandanten aus der Untersuchungshaft zu holen. Doch auch das Oberlandesgericht wies den Antrag auf Haftbeschwerde ab.

Missbrauchs-Tatort auch eine Wohnung in Köln

Außenansicht des Landgerichts Köln

Vor dem Landgericht Köln startet der Prozess

Ein Tatort, so die Anklage, war das Kölner Uni-Center. Ein Hochhaus, in dem der Fotograf eine Wohnung hatte. Die Verteidigung spricht zum Prozessauftakt davon, dass die Ermittlungen die Wahrheit in den Fall nicht herausfinden wollten. Ein Urteil ist für Ende September geplant.

"Ich bin bestürzt, ich bin entsetzt"

Genauer recherchiert haben den Fall Journalisten der Zeit. Lena Niethammer sagte dem WDR: "Besonders perfide war für uns, dass Achim Lippoth selber als Fotograf Kampagnen gegen Kindesmissbrauch geschossen hat."

Julia von Weiler

Julia von Weiler

Dazu zählt auch der Verein Innocence in Danger. Der setzt sich gegen sexuellen Missbrauch ein und hat Fotos von Lippoth verwendet. Geschäftsführerin Julia von Weiler sagte dem WDR: "Ich bin bestürzt, ich bin entsetzt einerseits natürlich. Und andererseits leider überhaupt nicht überrascht, weil es eine ganz typische Strategie von Täterinnen und Tätern ist, Kinderschutzorganisationen oder auch solche Kampagnen zu unterwandern, um sich eine ganz saubere Weste zu verpassen."

Weitere Themen