Tod nach illegalem Autorennen in der Eifel - Raser müssen in Haft

Stand: 09.06.2022, 17:43 Uhr

Der Prozess um ein tödliches Autorennen in der Eifel ist zu Ende. Am Donnerstag hat die Große Jugendkammer des Aachener Landgerichts zwei 20 und 21 Jahre alte Männer zu Jugendhaftstrafen von über drei Jahren verurteilt. 

Von Helga Lennartz

Milly wurde nur acht Jahre alt. "Sie starb, weil zwei junge Männer meinten, sie müssten ein Autorennen fahren", sagte der Vorsitzende Richter im Urteil. Am 3. August 2020 seien die damals 19 Jahre alten Angeklagten mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Eifel gerast, um ihre Wagen auszureizen. Der eine hatte gerade sein Abitur gemacht und wollte zur Bundeswehr, sein Freund plante eine Lehre.

Achtjährige erlag schweren Verletzungen

Vor einer langgestreckten Linkskurve bei Simmerath hatte einer von ihnen riskant einen Wagen überholt, sein hinter ihm fahrender Freund folgte ihm und prallte frontal mit einem entgegenkommenden Pkw zusammen, der sich überschlug. Dessen 40 Jahre alter Fahrer, seine Lebensgefährtin und deren achtjährige Tochter Milly erlitten schwerste Verletzungen. Das Mädchen konnte nicht gerettet werden. Es starb wenige Tage später. Auch der heute 20-Jährige, der den Unfall verursacht hatte, lag wochenlang im Krankenhaus.

Tod anderer in Kauf genommen?

Seit März dieses Jahres standen er und sein Freund in Aachen vor Gericht. Etliche Zeugen wurden gehört. Die Anklage lautete unter anderem auf versuchten und vollendeten Mord. Wer derart schnell über die Straße jage, der nehme auch den Tod anderer Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf, so das Argument der Staatsanwaltschaft zu Beginn des Prozesses.

Die Verteidiger hatten den Fall von Anfang an anders bewertet. Sie hegten Zweifel an einem Autorennen. Hatten die Angeklagten wirklich eine Absprache darüber getroffen und gingen dabei das Risiko ein, sich selbst und andere Menschenleben zu gefährden? "Das ist nicht unsere Überzeugung", sagte Verteidiger Harry Völker. "Wir gehen davon aus, dass hier maximal ein Fahrlässigkeitsdelikt vorliegt."

Hang zu schnellen Autos

Die Angeklagten hatten eine Affinität zu sportlichen Wagen, vor allem der heute 21-Jährige. Sein Auto sollte schneller fahren, schnittiger aussehen und kerniger klingen, das ist aus seinen Chatnachrichten ersichtlich. Auch drückte er gerne mal aufs Gaspedal, um an einer  Ampel auf Tempo 175 zu beschleunigen.

Am Ende wurden die jungen Männer nicht wegen Mordes verurteilt. Ein Tötungsvorsatz sei nicht erwiesen, sagte das Gericht. Der heute 20 Jahre alte Unfallverursacher muss wegen Teilnahme an einem Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge für drei Jahre und neun Monate in Jugendhaft. Sein ein Jahr älterer Freund wurde wegen Teilnahme an einem Kraftfahrzeugrennen und fahrlässiger Tötung verurteilt zu dreieinhalb Jahren Haft.