Stadt Haan lässt Teich im Stadtpark einzäunen

05:49 Min. Verfügbar bis 18.09.2025

Nach Urteil in Hessen: Stadt Haan lässt Teich im Stadtpark einzäunen

Stand: 18.09.2023, 15:14 Uhr

Mit einem Zaun um einen Teich will die Stadt Haan bei Düsseldorf Kinder schützen – und sich selbst vor Strafverfolgung. Ein Großteil der Bevölkerung reagiert mit Kopfschütteln.

Von Rüdiger Knössl

Es ist ein sonniger Nachmittag im Haaner Schillerpark. Direkt am Teich ist ein Spielplatz, an dem Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln spielen. An den neuen Zaun haben sich hier alle schon gewöhnt, wie es scheint. "Er ist gut für die Kinder", sagt eine Oma, die hier gerade mit zwei ihren Enkeln an den Klettergeräten sitzt, "denn Eltern sind manchmal abgelenkt."

Zaun um See in Haan

Der Zaun ist 1,40 Meter hoch.

Sie könne aber durchaus auch Menschen verstehen, die sagen, dass der neue Zaun den Park verschandle. Ein Vater gleich daneben bezweifelt, dass so ein Zaun Kinder davon abhalten könnte ans Wasser zu gehen. Und eine Passantin, die gerade mit dem Hund vorbeikommt, findet "so ’n Eisending" einfach nur hässlich.

Haan reagiert auf hessiches Gerichtsurteil

Dass die Stadt Haan den Teich im Schillerpark nach Jahrzehnten jetzt plötzlich mit einem Zaun versehen hat, liegt an einem Gerichturteil aus Hessen. Nach einem tragischen Unglück hat das Landgericht Marburg im Februar den ehemaligen Bürgermeister der nordhessischen Stadt Neukirchen wegen "fahrlässiger Tötung durch Unterlassen" verurteilt - zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen, insgesamt 14.400 Euro.

2016 waren in seiner Gemeinde drei Kinder in einem Dorfteich ertrunken. Als Bürgermeister hätte er im Rahmen seiner Sicherungspflichten die Gefahr am Teich erkennen und handeln müssen, so die Begründung des Urteils.

Hohn und Spott auf Social-Media

Das Urteil des Landgerichts ist noch nicht rechtskräftig. Sowohl der verurteilte Ex-Bürgermeister als auch die Staatsanwaltschaft haben beim Oberlandesgericht Frankfurt Revision eingelegt, über die noch entschieden werden muss.

Reaktionen bei Social-Media zum Thema

Reaktionen bei Social-Media

Die Stadt Haan hat trotzdem schon reagiert, stößt damit aber auf Social-Media-Kanälen größtenteils auf Unverständnis, Hohn und Spott. Die einen halten den Zaun für eine "Geschichte aus Schilda" oder "einen verspäteten Aprilscherz". Andere fragen sich, ob man Kindern nicht mehr beibringen könne, auf Gefahren zu achten. Oder ob man nicht gleich sämtliche Autos mit Außen-Airbags ausstatten sollte, damit nichts passiert.

Kommunen zwischen Freizeitwert und Sicherheitsbedenken

Wofür können Kommunen haftbar gemacht werden - und wie schnell kann selbst ein Bürgermeister mit einem Bein im Gefängnis stehen? – Fragen, die sich nach dem Marburger Urteil auch andere Städte und Gemeinden stellen dürften.

In einem schlammigen Teich in Wuppertal war etwa 1999 ein zehnjähriger Junge ertrunken. Ein Zaun drumherum gibt es aber bis heute nicht. "Es wird natürlich dauerhaft geschaut, ob man nicht noch was verbessern kann", sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann, "auf der anderen Seite soll natürlich auch eine Zugänglichkeit sein. Kinder wollen am Wasser spielen, man möchte vielleicht Enten füttern.. ."

Ein Dilemma, mit dem sich spätestens dann alle Kommunen auseinandersetzen müssen, wenn das Urteil aus Hessen rechtskräftig wird.

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