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Mit Sakko und Hemd trifft uns Atta Khan Ashrafian vor dem ehemaligen Klinikgebäude in Viersen-Süchteln. Der 26-Jährige musste seine afghanische Heimat verlassen. Zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern hat er sich auf illegalem Weg nach Europa aufgemacht und versucht jetzt ein neues Leben für sich und seine Familie in Deutschland aufzubauen.
Taliban bedrohten die Familie

Atta Khan Ashrafian berichtet WDR-Reporter von seiner Flucht aus Afghanistan
Seine Schwester wurde von den Taliban getötet, erzählt der junge Mann. Sie habe laut Ashrafian für eine ausländische Hilfsorganisation gearbeitet. Auch für ihn, seine Frau und die drei Kinder sei es in Kabul immer gefährlicher geworden. Die Taliban hätten die Familie bedroht und immer wieder Fragen gestellt. Denn Ashrafian hatte in der Verwaltung gearbeitet und im Ausland studiert. „Wäre ich jetzt noch in Afghanistan, da bin ich mir sicher, würden sie mich töten – und meine Familie ebenfalls“, berichtet der junge Afghane.
Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Unterstützung bekommt Atta Khan Ashrafian im Auftrag der Stadt von Michaele Kluth vom Flüchtlingssozialdienst der Caritas. Sie bereitet mit dem Geflüchteten auch einen Termin beim JobCenter vor. Sie attestiert dem studierten Politikwissenschaftler gute Perspektiven: "Er ist gut vorqualifiziert und kann sich sehr gut artikulieren", erklärt Michaele Kluth. Und obwohl auf der Flucht fast das gesamte Gepäck gestohlen wurde, kann der junge Afghane Zeugnisse und persönliche Papiere vorlegen. Das vereinfacht vieles.
In Deutschland: "Ich fühle Frieden"

Bei der Caritas bekommt Atta Khan Ashrafian Unterstützung von Michaele Kluth vom Flüchtlingssozialdienst
Für den Politikwissenschaftler ist Deutschland eine echte Chance. Für seine neue Heimat schwärmt er: „Jeder hat einen Traum und meiner ist hier in Deutschland. Ich habe realisiert, dass ich hier neugeboren wurde. Ich fühle Frieden“. Er hofft jetzt, seine Ausbildung beenden zu können, um danach auch in Deutschland arbeiten zu können, um sich und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen.
Neuanfang in Viersener Flüchtlingsunterkunft
Insgesamt 66 Flüchtlinge, darunter auch viele Frauen und Kinder, leben derzeit in der Unterkunft in Viersen-Süchteln und hoffen auf einen Neuanfang in Deutschland.
Rettung mit Militärmaschine
So auch Abdul Zaim Nori. Er hatte das Glück, mit einer westlichen Militär-Maschine ausgeflogen worden zu sein. Unter widrigsten Umständen gelang einigen Ortskräften, so wie Nori, die Flucht. Nachdem sein Haus in Kabul von den Taliban mehrfach durchsucht wurde, habe er sich für ein paar Tage in Kabul Stadt versteckt.

Als Ortskraft konnte Abdul Zaim Nori aus Kabul evakuiert werden
Es gab kein Zurück, erinnert sich Nori: „Ich dachte: Wenn ich es hier nicht raus schaffe, ist das das Ende“. Nachdem er mehrfach an den Toren des Flughafens in Kabul gescheitert war, kam endlich die erlösende E-Mail. Ehemalige Kollegen hatten den Afghanen auf die Evakuierungsliste gesetzt.
Ausgebildet von der deutschen Polizei
In Deutschland wurde Nori zwischen 2015 bis 2018 vom German Police Protect Team des Bundesinnenministerium geschult, um in seiner Heimat afghanische Polizisten und Offiziere auszubilden. Ein Job, der ihn unter den Taliban das Leben kosten würde. „Man hat mir vorgeworfen, dass ich für ausländische Soldaten gearbeitet hätte und den Ausländern geholfen hätte, unser eigenes Land zu erobern. Deswegen war mein Leben in Gefahr“, erzählt Nori.
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Ausbildung wird in Deutschland nicht anerkannt

Für 66 Geflüchtete beginnt ihr neuer Weg in dieser Flüchlingsunterkunft in Viersen-Süchteln
Neben Afghanisch und Deutsch spricht er weitere vier Sprachen. Nori hofft, dass ihm sein Sprachtalent berufliche Wege in Deutschland eröffnet - denn seine Ausbildung wird hier nicht anerkannt. Er kennt die Deutsche Bürokratie und hofft, dass er nicht allzu lange auf eine Arbeitserlaubnis warten muss. „Ich hoffe, dass ich schnellstmöglich hier integriert werde und nicht Jahre lang warten muss.“. Für sich und seine Familie wünscht er sich ein möglichst normales Leben in Frieden.
Kaum Chancen auf Rückkehr
Für Abdul Zaim Nori und Atta Khan Ashrafian ist eine Rückkehr nach Afghanistan vielleicht nie mehr möglich. Die jungen Männer sind dennoch glücklich, in Sicherheit zu sein und hoffen auf einen Neuanfang in Viersen-Süchteln.