Runter vom Gas – Firmen versuchen die Umstellung auf andere Energien

Stand: 11.08.2022, 09:53 Uhr

In Zeiten der Energiekrise müssen auch Unternehmen über Alternativen zur teuren Ressource Gas nachdenken. Bei Firmen aus Euskirchen und Alfter wird nun die Umstellung in Angriff genommen. Das kostet Zeit und Geld.

Von Anette Flentge

Die Gaskrise beschäftigt schon jetzt die Unternehmen. Gas wird richtig teuer und muss eingespart werden. Zum Energiesparen hat auch die Bundesnetzagentur aufgerufen. Und viele Unternehmen, die nicht überlebens-relevant sind, befürchten, dass sie künftig weniger Gas bekommen.

Zurückgreifen auf alte Technik

Drei große Tanks, 300 Tonnen Öl. Das ist die Lösung beim Zuckerhersteller Pfeifer und Langen in Euskirchen. Der braucht für die Zuckergewinnung aus Rüben heißen Dampf aus einem firmeneigenen Kraftwerk. Und dafür einen Brennstoff. Vor 13 Jahren hatten der Zuckerproduzent auf Gas umgestellt, weil es umweltfreundlicher ist. Und jetzt das Ganze retour. Das geht, weil die Tanks noch vorhanden und die notwendige Lizenz, um sie zu betreiben, noch da ist.

Keine wirtschaftliche Entscheidung

Im September startet die diesjährige Rübenkampagne. Und dafür benötigen sie bei Pfeifer und Langen eine schnelle Lösung. 700.000 Euro kostet hier die kurzfristige Umstellung aufs Öl. Darüber hinaus kann der Zuckerhersteller kurzfristig mit Kohle befeuern. 50 Prozent Gas spart das Gesamtunternehmen so ein. Aber all das ist nur eine Zwischenlösung. Dauerhaft wollen sie ohne fossile Energie arbeiten und schon ab dem kommenden Jahr mit Holzpellets heizen.

Kurzfristige Umstellung ist für viele nicht möglich

In Alfter machen sich die Verantwortlichen bei der Deutschen Steinzeug deutlich mehr Sorgen. Fünf Öfen stehen hier, jeweils 75 Meter lang, zum Brennen von Fliesen. Sie werden mit Gas betrieben und auf über 1.100 Grad hochgeheizt. Eine Chance kurzfristig auf Öl umzustellen, wie bei Pfeiffer und Langen, hat das Unternehmen nicht. Man spare schon überall wo es möglich ist in kleinen Schritten Energie ein, so Dieter Schäfer, Vorstand Dt. Steinzeug Alfter. Aber für die Fliesenherstellung brauche man 480 Millionen Kilowattstunden Gas pro Jahr.

Mit entscheiden wie die Gasmenge eingesetzt wird

Schon jetzt sei es aufgrund der Preissteigerung von 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr nicht mehr so einfach mit der europäischen Konkurrenz mitzuhalten. Wenn die Bundesnetzagentur Gasmengen reduziert, würden sie zumindest für ihr Unternehmen gern selbst entscheiden, an welcher Stelle. "Wenn ich in diesem Werk einen Ofen ausmache, das ist unwirtschaftlich", sagt Dieter Schäfer. Sie würden deshalb lieber mal eines von ihren vier Werken schließen, als in allen mit weniger Gas zu arbeiten. Wie sie langfristig umstellen können, ist bisher noch unklar.

Unsicherheit bei vielen Betrieben

Und so geht es offenbar vielen Betrieben in der Region. Bei der IHK Bonn gibt es immer mehr Anfragen zu diesem Thema. Viele befürchten, vom Gas abgeschnitten zu werden, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille. Und die Unternehmer fragen sich, wie sie das verhindern können. Zumindest mit Tipps und Ansprechpartnern kann die IHK helfen. Sie vermitteln Kontakte zu Energieberatern, veranstalten Webinare und sie helfen dabei Zuschüsse zu bekommen.

Über dieses Thema haben wir am 10. August 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.

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