Offiziell bestätigen will der Zweitligist die Zahl nicht. Überwiegend ging es bei den Strafzahlungen um das Abbrennen von Pyrotechnik. Der DFB selbst sagt, der Verein habe für die Erstligasaison 2023/24 insgesamt 725.750 Euro zahlen müssen. Er legt seiner Rechnung allerdings andere Zeiträume zugrunde legt. Am 4. Dezember, vier Minuten vor Anpfiff des DFB-Pokalspiels gegen Hertha BSC, fühlte man sich im FC-Stadion plötzlich wie bei den Kölner Lichtern. Hunderte Feuerwerkskörper flogen aus Richtung der Ultrafans im Süden des Stadions in Richtung Nachthimmel. Selbst im Oberrang - und das ist extrem selten - wurde gezündelt.
Der DFB berechnet pro abgeschossenem Feuerwerkskörper 1.500 Euro Geldstrafe. Da ist an dem Abend wahrscheinlich eine Summe von mehr als 500.000 Euro an bevorstehender Strafe zusammengekommen und damit fast die Hälfte der Prämie, die es für den Einzug ins DFB-Viertelfinale gibt.
Der 1.FC Köln mauert
Die Recherche zum Thema war nicht einfach. Der FC-Geschäftsführer Christian Keller lehnt ein Interview ab. "Einen O-Ton zum Thema können wir leider aktuell nicht darstellen", heißt es etwas krumm in einer schriftlichen Antwort auf diverse Fragen von wdr.de. Darin heißt es auch, zur Höhe der Strafzahlung mache der Verein keine Angaben. Als ob die mittlerweile 140.000 Mitglieder des FC kein Anrecht hätten zu erfahren, wie hohe sechsstellige Beträge sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen. Vor allem weil Sport-Chef Keller als geradezu knauserig gilt und aus der Fanszene immer wieder den Vorwurf zu hören bekommt, er spare den Verein kaputt. Wenn es um Geldstrafen geht, ist Keller anscheinend aber eher wortkarg als knauserig.
Ist der Verein Mitwisser?
Wie aber kommen die enormen Mengen an Pyrotechnik überhaupt ins Stadion? Der langjährige frühere Einsatzleiter der Polizei im Stadion Volker Lange meint, das ginge wohl kaum ohne Wissen des Vereins. Da würden Sprengkörper der Größe von Autobatterien in den Fanbereich getragen. Das könne gar nicht unbemerkt bleiben, sagt Lange, der auch darauf hinweist, dass es sich nicht um Kavaliersdelikte sondern um Straftaten handelt. Fragt man allerdings die Fans beim Training der Profimannschaft ergibt sich ein anderes Bild. Für viele gehört Pyrotechnik einfach dazu.
Kein Ende der Pyroshows in Sicht
Seit dem Ende der Coronapandemie hat der Einsatz von Pyrotechnik massiv zugenommen. Früher zum Beispiel wurde so gut wie nie im eigenen Stadion gezündelt. Das hat sich komplett verändert. Der DFB reagiert mit Geldstrafen, die karitativen Zwecken zugeführt werden. Insgesamt sieht es so aus, als wollten die Ultrafans, die sich selbst als aktive Fanszene bezeichnen, eine Legalisierung von Pyrotechnik erzwingen. Das vermuten zumindest Kenner der Szene, wie auch Ex-Polizist Volker Lange. Für den 1.FC Köln bedeutet das auch in der Zukunft, dass Geld, das eigentlich für einen guten Stürmer gebracht würde, an den DFB überwiesen werden muss. Wenn der dann zum Beispiel die gezündeten Raketen des Berlin-Spiels gezählt hat.
Unsere Quellen:
- WDR-Recherche
- Interview Volker Lange
- 1. FC Köln
- DFB