Ein Jahr nach Flutkatastrophe - Eupen zieht Bilanz

Stand: 27.06.2022, 17:42 Uhr

Vor einem Jahr wurde die Unterstadt im ostbelgischen Eupen durch die Flutkatastrophe schwer getroffen. Die Stadt sich davon immer noch nicht ganz erholt.

Von Karin Schneider

Mehr als 1.000 Familien und Haushalte waren vom Hochwasser im Sommer 2021 betroffen, acht Brücken wurden beschädigt oder sogar regelrecht weggeschwemmt. Das erst wenige Jahre alte städtische Schwimm- und Spaßbad wurde ebenfalls Opfer der Wassermassen. Zwei große Betriebe mussten mehr als ein halbes Jahr lang schließen, weil ihre Maschinen den belgischen Fluss Weser hinuntergespült wurden oder Elektrik nicht mehr funktionierte. Mehrere Geschäfte sind immer noch geschlossen.

Noch viel Zeit und Geduld erforderlich

Bis in Eupen wieder alles so ist, wie es war, dürfte es Jahre dauern. Viele Menschen konnten bislang nicht in ihre Häuser oder Wohnungen zurückkehren. Waren alle acht beschädigten Brücken kurz nach der Flut schnell gesichert und wieder befahrbar gemacht worden, so ist bis heute erst eine einzige vollständig wieder instandgesetzt.

Viele Projekte wie der Wiederaufbau von Sporthallen sowie die Instandsetzung von Straßen oder Kanälen sind noch in der Planungsphase, die Prozeduren sind kompliziert und langwierig. Zwischen der ersten Ausschreibung und dem Beginn der Arbeiten können mitunter zwei Jahre vergehen. Da jeder so schnell wie möglich Wiederaufbauarbeiten durchführen möchte, fehlt es zurzeit auch an Fachkräften.

Noch ein dickes Paket Arbeit

Für die Stadt Eupen ist der Wiederaufbau eine Herkulesaufgabe: Sie möchte, dass Sporthallen und soziale Einrichtungen schnell wieder komplett funktionsfähig sind. Straßen, Wasser- und Stromleitungen müssen instandgesetzt und Uferböschungen gesichert und neu gestaltet werden. Immerhin: Nach der Analyse von Bodenproben konnten Brunnen und Parks inzwischen saniert und für die Öffentlichkeit wieder freigegeben werden.

Beratung dank Spendengeldern

Nach der Flutkatastrophe kamen viele Spendengelder zusammen, von Privatleuten aber auch von öffentlichen Einrichtungen. So spendete das Rote Kreuz rund eine Million Euro an die Stadt Eupen. Dieses Geld wurde unter anderem dazu verwendet, in der Unterstadt einen Pavillon einzurichten, in dem Betroffene Rat und Hilfe finden - etwa bei der Beantragung von Zuschüssen oder anderen praktischen Problemen.

Glück im Unglück

Zurzeit planen Studienbüros und Experten spezifische Hochwasserschutzmaßnahmen nach neuesten Richtlinien. Diese Maßnahmen können erst in ein paar Jahren konkret verwirklicht werden. Bei allem Unglück sieht die Stadt Eupen in der Flutkatastrophe auch eine Chance: Sie kann nun alle Projekte umweltgerecht und nachhaltig planen und verwirklichen.