Emmerich: Neue Erkenntnisse nach Einbruch in Hauptzollamt

Stand: 23.05.2022, 18:49 Uhr

Nach den Festnahmen im Falle des Einbruchs in das Hauptzollamt Emmerich hat die Polizei in Polen neue Erkenntnisse. Auch wurden Bilder von den Festnahmen veröffentlicht.

Die Festnahmen waren ein Erfolg internationaler Zusammenarbeit: Im November 2020 hatten vier Männer fast 6,5 Millionen Euro Bargeld aus dem Tresor des Hauptzollamtes in Emmerich erbeutet. Die Spur führte ins Milieu polnischer organisierter Krimineller. Demenstprechend gerüstet ist die polnische Polizei vergangene Woche in den Einsatz gegangen.

Täter legten "Trugspuren"

Die Ausbeute der Razzia gibt den Fahndern im polnischen Wroclaw Recht: Große Mengen Bargeld und Schmuck, Drogen, eine Armbrust, Handschellen und weitere Polizeiausrüstung. Offenbar hatten die Täter beim Einbruch in das Emmericher Zollamt versucht, falsche DNA-Fährten zu legen.

Vor wenigen Tagen hatte NRW-Innenminister Herbert Reul von "Trugspuren" gesprochen. Nach WDR-Informationen hatten die Tresorknacker den Tatort erst mit einer Chlorlösung gründlich gereinigt und dann eine Zigarette und Haare von Unbeteiligten hinterlassen. Die polnische Polizei schreibt: "Alles deutet darauf hin, dass sich die Bandenmitglieder vor der Tat gründlich vorbereitet, detaillierte Informationen über das Objekt gesammelt, geeignete Werkzeuge zusammengetragen und sogar örtliche Nummernschilder verwendet haben."

Streit um Millionenbeute?

Eine polnische Zeitung berichtet, dass die Täter später in Streit um die Millionenbeute gerieten. Das habe sich in kriminellen Kreisen herum gesprochen und schließlich auch die Fahnder erreicht. Aber warum hatte der Zoll in Emmerich über Allerheiligen eine Millionensumme unbewacht in seinem Tresor? Weil er keine anderen Möglichkeiten besitzt, sagt Frank Buckenhofer von der Gewerkschaft der Polizei:

"Solche großen Bargeldbeträge, wie wir sie in Emmerich hatten, sind nicht dort gelagert, weil sie das Ergebnis einer Steuerzahlung sind, sondern, weil sie sichergestellte Barvermögen aus kriminellen Strukturen sind – und die müssen körperlich verfügbar bleiben. Die kann man nicht auf ein Konto einzahlen, weil sie möglicherweise auch Spurenträger sind."

Anklage in Polen

Nach der Razzia hat das Bezirksgericht im polnischen Wroclaw Haftbefehl gegen die vier Festgenommenen erlassen. Sie sitzen nun für zunächst drei Monate in Untersuchungshaft. In Polen geht man davon aus, dass ihnen auch dort der Prozess gemacht wird. Von einem Polizeisprecher heißt es: "Der Staatsanwalt kündigte eine Anklage an wegen Beteiligung an einer organisierten kriminellen Vereinigung und Diebstahls mit Einbruch. Die Inhaftierten können für die ihnen vorgeworfenen Straftaten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren bestraft werden."

Offenbar wird auch noch nach Komplizen gefahndet, denn am Tatort in Emmerich hatten Zeugen vier Männer beobachtet. Unter den jetzt Festgenommenen sind davon nur zwei.

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