Erdbebensensoren zur Flutvorhersage
03:09 Min.. Verfügbar bis 31.03.2024.
Forscher aus Bonn im Ahrtal - mit Erdbebensensoren Fluten vorhersagen
Stand: 31.03.2023, 08:49 Uhr
Ein Bonner Forscherteam untersucht, ob Erdbebensensoren dabei helfen können, Fluten wie vor knapp zwei Jahren zu erkennen und rechtzeitig zu warnen. Dabei sind sie im Ahrtal unterwegs - in NRW und Rheinland-Pfalz.
Von Marius Reichert
Man muss sehr genau hinschauen, um den kleinen Seismometer und den Datenschreiber zu entdecken. Denn die wertvollen Geräte sind versteckt unter Blättern und Ästen, damit man sie nicht so leicht stehlen kann - irgendwo an einem Hang in Müsch, im Ahrtal. Der eigentliche Sensor ist in der Erde vergraben. Rainer Bell, Geograph von der Universität Bonn, und sein Kollege Michael Dietze aus Göttingen, wollen herausfinden, ob alle Geräte richtig funktionieren.
Sensoren erfassen Erschütterungen
Insgesamt sind an dem Hang drei dieser Sensoren verteilt und installiert. „Sie messen die Erschütterungen im Hang“, erklärt Rainer Bell. „Das gilt vor allem für Bewegungen in der Erde. Die Sensoren sind aber so sensibel, dass sie sogar Spaziergänger, Radfahrer oder Autos erfassen, die über die Straße am anderen Ahrufer fahren.“ Die Ausschläge sieht er direkt am Laptop.
Sensoren auch in NRW
Sensoren sind entlang der oberen Ahr verteilt - im rheinland-pfälzischen Teil, aber auch dort, wo die Ahr entspringt, etwa bei Blankenheim in NRW. Geograph Michael Dietze von der Universität Göttingen erklärt, wie die Sensoren vor künftigen Fluten warnen sollen: „Nicht nur ein Erdrutsch oder ein Auto bringt die Sensoren zum Ausschlagen. Auch das Wasser, das durch die Ahr fließt, erzeugt bereits kleine Schwingungen. Und diese Schwingungen werden stärker, je mehr Wasser fließt oder wenn die Strömung so stark ist, dass sie zum Beispiel Gestein mitschwemmt.“
Netzwerk aus Sensoren
Die Vorstellung der Wissenschaftler: mit einem Netzwerk aus Sensoren sei ein herannahendes Hochwasser messbar. Mit einem solchen System könnten somit viele wichtige Informationen in Echtzeit an mögliche Entscheidungsträger weiter gereicht werden, sagt Dietze. Noch steckt die Forschung aber in den Kinderschuhen. Die Daten sind zum Beispiel noch nicht aus der Ferne auslesbar, es fehlt an Geld.
Um das zu ändern, haben die Forscher Anträge geschrieben, wollen darüber Geld für ihre Forschung bekommen. Und, sie suchen Mitarbeiter, die die Ergebnisse auswerten können. Das Ziel: das Ahrtal soll mit vielen Sensoren ausgestattet sein, um bei einer drohenden Flut zur Warnung der Bevölkerung beitragen zu können.
Über dieses Thema berichtet die WDR Lokalzeit aus Bonn am 30. März 2023.