Chemikalien aus Leverkusen belasten Trinkwasser in den Niederlanden
Stand: 02.03.2023, 18:12 Uhr
Aus Produktionsanlagen des Chemie-Hersteller Lanxess gelangen umweltgefährdende und unter Krebsverdacht stehende Chemikalien in den Rhein. Besonders in der Kritik stehen die so genannten Ewigkeits-Chemikalien PFAS – diese Stoffe sind beispielsweise in Teflon-Pfannen oder Outdoor-Kleidung enthalten.
Von Oliver Köhler
Lanxess stellt nach eigenen Angaben im Leverkusener Chemiepark ein Flammschutzmittel her, das bei der Produktion von durchsichtigen Kunststoffen verwendet wird. Dabei geraten perfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, ins Abwasser des Leverkusener Chemparks und von dort aus über die Kläranlage Leverkusen Bürrig in den Rhein.
Niederländische Nachbarn protestieren
Das Problem: PFAS werden in der Umwelt nicht zersetzt – daher der Name Ewigkeits-Chemikalien. Die niederländischen Wasserwerke protestieren seit Jahren gegen die hohen Einleitungen. Denn die Niederländer sind auf Trinkwasser aus dem Rhein angewiesen.
"Wir sehen in unserem Trinkwasser PFAS-Chemikalien, die aus Leverkusen stammen", sagt Gerard Stroomberg, Direktor des Vereins der Flusswasserwerke in den Niederlanden. "Diese Ewigkeits-Chemikalien verschwinden nicht einfach wieder, sondern bleiben lange bei uns. Wir müssen jetzt verhindern, dass noch mehr dazukommt."
"Orientierungswert" um das 13-fache überschritten
In Nordrhein-Westfalen gilt für die Einleitung von PFAS in Gewässer ein so genannter Orientierungswert von 35 Gramm pro Tag.
Das Klärwerk Leverkusen Bürrig leitet etwa 460 Gramm PFAS pro Tag in den Rhein. Das ist etwa das 13-fache des Orientierungswertes.
Als der WDR vor gut einem Jahr über die drastische Überschreitung des Orientierungswertes berichtete und der Umweltverband BUND die Landesregierung scharf kritisierte, kündigte das Umweltministerium an, mit Lanxess über Maßnahmen zur Reduzierung der PFAS zu sprechen.
Lanxess will Abwasserreinigung verbessern
Ergebnis: Lanxess will seine Abwasserreinigung mit einer weiteren Stufe ausstatten. So sollen mehr PFAS aus dem Wasser gefiltert werden. Ob damit allerdings das Ziel erreicht wird, dass künftig nur noch höchstens 35 Gramm pro Tag im Rhein landen, ist unklar, kritisiert der Umweltverband BUND.
"Wir erwarten, dass die Kölner Bezirksregierung uns Informationen liefert, wieviel PFAS aus dem Abwasser entfernt und wieviel weiterhin in den Rhein geleitet wird" , sagt Paul Kröfges, Wasserexperte des BUND dem WDR.
Ein Sprecher von Lanxess erklärt, die Produktion des Flammschutzmittels lasse sich nicht stoppen. Ohne das PFAS-haltige Mittel sei die Herstellung von durchsichtigen Kunststoffscheiben, die nicht brennen, unmöglich - ohne PFAS gäbe es beispielsweise keine Visiere für Feuerwehrhelme.