Nach einer mehrwöchigen Unterbrechung ist am Mittwoch vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen den Reemtsma-Entführer Thomas Drach fortgesetzt worden - allerdings nur für anderthalb Stunden. Ein als Komplize Mitangeklagter klagte am Morgen über schwere Schulterschmerzen. Sein Verteidiger sagte, der Mann sei nicht verhandlungsfähig. Zwar sei ihm ein Schmerzmittel verabreicht worden, dies habe jedoch keine Linderung gebracht.
Im Anschluss an eine rund 45-minütige Beratung des Gerichts teilte der Vorsitzende Richter mit: "Wir werden heute die Hauptverhandlung nicht weiterführen können." Der Prozess wurde zunächst auf Freitag vertagt. Der 53 Jahre alte Mitangeklagte soll am Donnerstag im Gefängnis geröntgt werden. Je nach Befund soll dann entschieden werden, ob der Niederländer, wie von seinen Verteidigern gefordert, auch noch einer Computertomographie unterzogen wird.
In den zurückliegenden Wochen waren bereits sechs Verhandlungstage wegen Corona-Erkrankungen von "notwendigen Verfahrensbeteiligten" ausgefallen.
Verspätung wegen "zu wenig Platz"
Der Verhandlungsbeginn am Mittwoch hatte sich zunächst bereits um eine halbe Stunde verzögert, weil die Verteidiger bemängelten, zu wenig Platz zu haben. Zuvor war Drach am Mittwochmorgen erstmals seit Prozessbeginn im Februar mit einem Hubschrauber vom Gefängnis in Köln-Ossendorf zum Landgericht Köln geflogen worden.
In dem Prozess, der unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfindet, wirft die Staatsanwaltschaft dem 61-Jährigen Überfälle auf Geldtransporter vor. Bei zwei Taten soll er dabei auf Wachmänner geschossen und sie schwer verletzt haben. Neben den schweren Raubtaten wird Drach auch versuchter Mord zur Last gelegt. Ein in dem Prozess Mitangeklagter soll Drachs Komplize gewesen sein. Beide Angeklagte schweigen bislang zu den Vorwürfen.
Drach hatte 1996 den Erben des Hamburger Tabak-Konzerns Reemtsma, Jan Philipp Reemtsma, entführt und ihn später gegen Lösegeld wieder freigelassen. Dafür war Drach zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. 2021 war er wegen des Verdachts der nun angeklagten Raubüberfälle in den Niederlanden festgenommen und von den dortigen Behörden an die Bundesrepublik ausgeliefert worden.