Die Freie Schule in der Eifel - ein Erfolgsmodell

Stand: 08.11.2022, 18:15 Uhr

Lernen ohne Stundenplan und Notendruck: Das ist in der Freien Schule Eifel ganz normal. Was sie lernen, wann und wie, entscheiden die 59 Grundschulkinder weitestgehend selbst.

Es ist 9 Uhr 30. Eine Gruppe neugieriger Kinder hat sich in der so genannten Forscherstation versammelt, einem hellen, geräumigen Raum mit zahlreichen Regalen und Sitzecken, auf dem Boden liegen Teppiche. Klea, Max und Alexander haben ein großes Weltkarten-Puzzle auf dem Boden ausgebreitet. Gleich daneben sitzen Amelie und Mathilda und versuchen, Blätter von Laubbäumen anhand ihrer Form zu bestimmen. Eine spontane Idee, und genau das gefällt der neunjährigen Amelie. Heute hatte sie Lust auf Naturwissenschaften. Aber was ist mit den Fächern, die ihr keinen Spaß machen? „Mathe mache ich nicht so gern. Aber ich muss das ja auch lernen, deshalb mache ich es trotzdem.“, erklärt sie.

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Lernen ohne Druck

Das kontrollieren die so genannten Lernbegleiterinnen. Sie regen an und unterstützen, ob in der Leseecke, beim Rechnen oder am Mikroskop. Dabei beobachten sie den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes. Alex Wagner unterrichtete 16 Jahre lang an einer regulären Grundschule, dann entschied sie sich bewusst zum Wechsel an die freie Schule. Sie ist davon überzeugt, dass der Wissensdurst bei allen Kindern vorhanden ist, sich nur unterschiedlich schnell entwickelt: „Die Schülerinnen und Schüler wissen sehr gut, wo sie stehen und was sie noch lernen müssen. Dabei unterstützen wir sie, indem wir regelmäßig Gespräche führen und Lernziele festlegen, auch mit den Eltern. Aber wir haben uns alle zusammen entschieden, das ohne Druck zu tun.“´

Ein neues gesellschaftliches Miteinander

Porträt der Geschäftsführerin

Verena Bauer

Genau das war der Grund, weswegen Verena Bauer die Schule vor zwei Jahren gegründet hat. Statt Leistungsdruck und Ellbogengesellschaft will sie den Kindern etwas ganz anderes vermitteln: „Hier zählt nicht das beste Zeugnis, sondern, dass man sich gegenseitig unterstützt. Und das brauchen wir in der Zukunft, weil ich finde, dass es mehr gibt als Arbeit, Einkommen und Konsum. Ich denke, dass es Zeit ist umzudenken. Und wenn die Kinder ganz selbstverständlich damit aufwachsen, macht das schon einen Unterschied in der Gesellschaft.“

Die Gemeinschaft wächst

Außenaufnahme der Schule

Die Freie Schule Eifel wird nur zu einem Teil von öffentlichen Geldern getragen; der Rest finanziert sich über Spenden. Viele Möbel und Schulmaterialien sind gebraucht; die Eltern müssen im Schulalltag mit anpacken, verteilen das Mittagessen oder kehren Laub auf dem Schulhof. Das Konzept kommt an, denn die Freie Schule wächst: Es gibt weit mehr Anmeldungen als Schulplätze. Seit August gehört auch ein Naturkindergarten zum Angebot. Und in zwei Jahren will Verena Bauer eine Gesamtschule samt Begegnungszentrum eröffnen. Damit auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Heimbach ein Teil der Gemeinschaft werden können.