Verfall, so weit das Auge reicht. Die Hallen des ehemaligen Weltkonzerns KHD im Kölner Stadtteil Mülheim gehören zu einem der wertvollsten Industriedenkmäler in Deutschland. Dort befindet sich die Wiege des Ottomotors. Hier begann die Massenfertigung des Benzinmotors.
Seit 20 Jahren stehen die Hallen leer. Dächer sind zum Teil zerstört. Wände drohen einzustürzen. Deshalb ist am Rande des Geländes der Auenweg, eine wichtige Verkehrsachse, gesperrt.

Zerbrochene Scheiben als sichtbares Zeichen des Verfalls
Jörg Frank vom Initiativekreis Otto-Langen-Quartier engagiert sich seit Jahren für den Erhalt der Gebäude. "Wir beobachten, dass die Gebäude zunehmend verfallen", sagt er dem WDR. Selbst die architektonisch besonders wertvolle Möhring-Halle bröckelt vor sich hin. Vom Schutz des Denkmals ist hier nichts zu erkennen.
Verstoß gegen Gesetz?
Steffen Skudelny, Vorstand bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wirft dem Land Nordrhein-Westfalen deshalb vor, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen.
Die Sorglosigkeit im Umgang mit den Gebäuden ist absolut zu kritisieren und laut Denkmalschutz auch nicht zulässig. Ein Eigentümer muss Schaden von seinen Denkmalen abhalten. Steffen Skudelny, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Wertvolles Industrieareal verfällt

Die Natur holt sich die alte Halle langsam zurück.
Fachleute haben in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, wie wertvoll das historische Industrieareal ist. Trotzdem verhindert das Land nicht, dass Wind, Wetter und Pflanzenbewuchs die denkmalgeschützten Hallen zerstören.
"Es besteht der dringende Verdacht, dass die Landesgesellschaft NRW.Urban die Gebäude verfallen lässt, damit ein Käufer sie später abreißen kann, weil sich Investitionen in Denkmalschutz dann nicht mehr lohnen", sagt Jörg Frank vom Initiativkreis Otto-Langen-Quartier dem WDR.
Diesen Vorwurf, die denkmalgeschützten Gebäude verfallen zu lassen, damit sich das Areal besser an private Investoren verkaufen lässt, weist die landeseigene Immobiliengesellschaft NRW.Urban auf WDR-Anfrage zurück.
Keine Investition in Erhalt der Gebäude
Auf Nachfrage räumt NRW.Urban aber schriftlich ein, bisher kein Geld aufgewendet zu haben, um die denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten.
Erhaltungsinvestitionen erschienen in der Abwägung nicht zielführend. NRW.Urban
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hält das für einen schweren Fehler.
Längst hätte ein neues attraktives Viertel auf dem ehemaligen Industrie-Areal in Köln Mülheim entstehen können mit Studentenapartments und Wohnungen in denkmalgeschützten Hallen und Werkstätten für Startups. Nun will das Land das Gelände an einen Investor verkaufen. Den Zuschlag bekommt am Ende, wer am meisten zahlt.
Der WDR hat die Stadt Köln gefragt, warum sie als zuständige Denkmalschutzbehörde bisher nichts gegen den Verfall getan hat. Eine Antwort haben wir bisher nicht erhalten.
Unsere Quellen:
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz
- NRW.Urban
- Initiativkreis Otto-Langen-Quartier
- Reporter vor Ort