Bunt, schrill und politisch: Mehr als 1 Million feiern CSD in Köln

Stand: 03.07.2022, 20:32 Uhr

Mehr als eine Million Menschen haben am Sonntag den Christopher-Street-Day in Köln gefeiert und für Toleranz und Vielfalt demonstriert. An der Parade durch die Stadt beteiligten sich mehr als 170 Fußgruppen und Musikwagen - so viele wie noch nie.

Der Verein Kölner Lesben- und Schwulentag hatte im Vorfeld mit rund 45.000 Teilnehmern und mehr als einer Million Zuschauern gerechnet. Ein Sprecher sagte am Sonntag, er sehe die Prognosen noch übertroffen. Der Zulauf sei "unfassbar". Demnach seien rund 1,2 Millionen Besucher in der Stadt gewesen.

Größte LGBTIQ-Veranstaltung in Europa

Die Polizei sprach von mindestens einer Million Menschen. Besondere Vorkommnisse habe es bis zum Abend nicht gegeben. Während der gesamten drei Tage schätzten die Veranstalter die Besucherzahl auf 1,6 Millionen. Der Kölner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren (LGBTIQ) Community in Europa.

Die Parade am Sonntag war der Höhepunkt eines CSD-Wochenendes mit einem Straßenfest und mehreren Bühnen in der Kölner Altstadt. Nach einem Jahr Corona-Pause war der Nachholbedarf bei den Feiernden groß. 2020 hatte es wegen der Pandemie eine deutlich kleinere Version des Festes in der KölnArena und eine Fahrrademo gegeben. 2021 war der CSD wegen Corona komplett ausgefallen.

Das Spektakel hatte trotz Partystimmung ein ernstes Anliegen. Der Druck durch homo- und transfeindliche Gruppierungen nehme zu, queere Menschen seien oft Opfer von Hass und Gewalt, sagte Jens Pielhau, Vorstand des Vereins Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST), der den CSD veranstaltet. "Dagegen wollen wir friedlich und frei demonstrieren, und dabei feiern und zeigen, dass wir viele sind."

Ministerpräsident Wüst eröffnet CSD-Parade

Zum ersten Mal in der rund 30-jährigen Geschichte des Kölner CSD sprach dort ein Ministerpräsident: Hendrik Wüst (CDU) sagte am Sonntag, mit der Parade setze die Stadt "ein starkes Zeichen für Vielfalt, für Toleranz, gegen Hass und gegen Ausgrenzung". Vorfälle wie in Oslo zeigten, dass es leider weiter nötig sei, solche Zeichen zu setzen. In Oslo hatte am vergangenen Wochenende ein Angreifer vor einer Schwulen-Bar zwei Menschen erschossen und 21 verletzt.

Kölner OB Reker verurteilt Gewalt und Anfeindungen

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu Start des CSD | Bildquelle: dpa/ Federico Gambarini

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte zur Eröffnung am Freitag Gewalt und Anfeindungen gegen Homosexuelle scharf verurteilt. "Ob Oslo oder Istanbul - Homo- und Transfeindlichkeit sind nicht hinnehmbar - niemals und nirgendwo", sagte Reker.

Von Köln solle die Botschaft von Akzeptanz und Wertschätzung ausgehen. "Wir setzen mit einer der größten Pride-Veranstaltungen Europas auf Vielfalt als Stärke und Chance für unsere Gesellschaft."

Mit dem CSD wird vielerorts an Ereignisse im Jahr 1969 in New York erinnert: Polizisten stürmten damals eine Bar in der Christopher Street und lösten einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus.