Comeback des Brauchtums: Maijungen tanzen wieder in den Mai

Stand: 29.04.2022, 14:45 Uhr

Nach zwei Jahren Corona-Pause werden viele Maivereine im Rheinland am Wochenende wieder ihr Brauchtum pflegen und ganz traditionell in Zelten und Festhallen in den Mai tanzen.

Für die Maijungen und – mädchen der Höhepunkt des Jahres. Und für die Vereine? Für die ist es gerade deshalb wichtig, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Digitale Treffen, lachen und singen bestenfalls über die Kopfhörer des Handys oder am Laptop: So in etwa sahen die „Tänze in den Mai“ bei den allermeisten Maivereinen in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren aus. Jetzt an diesem Wochenende kommen die Menschen allerdings wieder zusammen – endlich, denken sich auch die rund 50 Mitglieder der Maijungen aus dem Aachener Stadtteil Freund.

Brauchtum in der Pandemie: Maikönig auf Abruf

Philipp Busche ist seit acht Jahren im Verein. Als die Pandemie ausbrach, war er als Maikönig vorgesehen – eine Rolle, die in etwa vergleichbar ist mit der eines Karnevalsprinzen – und die der 27-Jährige bis heute noch nicht ausfüllen konnte. Geplant ist es nun für das nächste Jahr.
Die vergangenen Tage und Wochen war Busche mit der Organisation für den diesjährigen Tanz in den Mai beschäftigt:


„Die Vorfreude ist unglaublich groß. Alle sind mit super viel Ehrgeiz dabei. Und die Resonanz im Dorf ist unglaublich gut. Alle freuen sich, dass sie kommen können und da freuen wir uns als Verein natürlich auch drauf.“
Philipp Busche

Die Highlights beim Freunder Maiverein sind neben dem „Reintanzen“ im Festzelt auch das traditionelle Aufstellen des Maibaumes auf dem Platz vor dem Vereinslokal. Und am 1. Mai gibt es neben Frühschoppen am Zelt auch einen Umzug durchs Dorf. Philipp Busches Erwartungen an das Wochenende sind hoch:

„Wir glauben und hoffen, dass die Leute uns das Zelt ein bisschen einrennen, weil es so lang nicht ging. Und ich denke, dass wir es schaffen, auch ein bisschen Werbung für das Brauchtum zu machen, weil es das einfach auch ein bisschen nötig hat.“ Philipp Busche

Freunder und Walheimer Maijungen helfen sich untereinander

Sich gegenseitig unterstützen ist zwischen Maivereinen selbstverständlich, auch schon vor Corona-Zeiten. In Aachen machen das die Freunder zusammen mit den Maijungen aus Walheim. Tobias Kohl engagiert sich dort schon viele Jahre. Als die Feste überall ausfallen mussten, haben beide Vereine zusammen Onlinegewinnspiele veranstaltet – auch um ans Brauchtum zu erinnern.
Nicht überall finden die Feste aber am ersten Maiwochenende statt. Warum, erklärt Tobias Kohl:

„Das liegt auch daran, dass wir mit den anderen Vereinen gut befreundet sind und die natürlich auch ihr Programm haben. Und damit wir uns da nicht in die Quere kommen, haben wir uns entschlossen, das Ganze in den Mai rein zu verlegen.“ Tobias Kohl

Nachwuchsmangel schon vor Corona ein Problem

Das fehlende Zusammenkommen in den letzten beiden Jahren hat auch nochmal ein Problem verstärkt, dass viele Maivereine und -gesellschaften eint: Es mangelt an Nachwuchs, das betrifft auch Philipp Busche und die Freunder Maijungen:

„Also Leute für das Brauchtum zu gewinnen ist schwierig, man merkt das jetzt gerade nach zwei Jahren Pandemie. Die Leute haben gemerkt: Man kann sich auch anders die Zeit vertreiben. Das Brauchtum braucht die Leute halt, und ohne Leute, die sich für so was engagieren, stirbt es halt irgendwann aus und das fände jeder glaub ich schade.“ Philipp Busche

Brauchtumspflege und Wiedersehen von Gesichtern, die man teilweise zwei oder drei Jahre nicht gesehen hat: Bei den Maijungen in Freund und Walheim wird dieser Tanz in den Mai wohl ein ganz besonderer, an den man sich noch länger zurück erinnern wird.