Vermisste Claudia Ruf

Neuer Massenspeicheltest im Mordfall Claudia Ruf

Stand: 13.04.2023, 11:11 Uhr

27 Jahre nach dem Mord an der elfjährigen Claudia Ruf aus Hemmerden startet die Polizei einen erneuten Versuch den Fall endlich aufzuklären. Sie hat jetzt 200 Männer aus Recklinghausen zur Abgabe einer Speichelprobe eingeladen.

Von Christoph Hensgen

Anlass dafür sind Hinweise aus der Bevölkerung: Zum Zeitpunkt der Tat war Anwohnern ein Auto mit Recklinghäuser Kennzeichen aufgefallen.

Seit fast 27 Jahren ist ihr Tod ungesühnt. Im Mai 1996 verschwand Claudia Ruf spurlos. Nahe ihres Elternhauses. Hier ging sie spazieren. Mit dem Hund eines Nachbarn. Zurück nach Hause kam sie nicht mehr. Zwei Tage später fand ein Spaziergänger das tote Mädchen. 70 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause, auf einem Feld bei Euskirchen. Claudia wurde vergewaltigt, erdrosselt – ihre Leiche angezündet.

Hinweise auf Auto mit RE-Kennzeichen

Auf einem Computerbildschirm ist die Akte Claudia Ruf geöffnet.

Kann das Gewaltverbrechen jetzt, 27 Jahre später, doch noch aufgeklärt werden? Polizei und Staatsanwaltschaft haben rund 200 Männer aus Recklinghausen angeschrieben und zu einem Speicheltest eingeladen. „Grundlage für unsere aktuellen Ermittlungen sind Zeugenangaben zu einem Pkw mit Recklinghäuser Kennzeichen“, erklärt Reinhold Jordan als Leiter der Bonner Mordkommission im Fall Claudia Ruf.

RE-DB ? / RE-BD ? / RE-? 146: Das sind die drei Kennzeichen-Fragmente, die die Ermittler haben. Schon 1996 war die Polizei diesen Hinweisen nachgegangen – ohne allerdings ALLE möglichen Halter auch anzusprechen.

Seinerzeit wurden beispielsweise von den Beobachtungen abweichende Fahrzeugtypen nicht weiter überprüft“, erklärt Chef-Ermittler Reinhold Jordan. „Im Zuge der aktuellen Ermittlungen werden wir den Personenkreis zu jedem festgestelltem Kennzeichen prüfen.“

Schon 2019 Massenspeicheltest im Mordfall Claudia Ruf

Eine Person wird mit einem Teststäbchen im Mund getestet.

Schon 2019 hatte es im Mordfall einen Massenspeicheltest gegeben. Mehr als 2.000 Männer aus Hemmerden und Umgebung, die zur Tatzeit zwischen 14 und 70 Jahre alt waren, wurden gebeten eine Probe abzugeben. Claudias Mörder war nicht unter ihnen. Aber Polizei und Staatsanwaltschaft geben die Hoffnung nicht auf.

Die Mordermittler suchen den Täter jetzt in Recklinghausen. Sie gehen aber weiterhin davon aus, dass Claudias Mörder in Hemmerden lebte oder damals einen starken Bezug zu dem Ort hatte. Dass er die Elfjährige wahrscheinlich noch IM Dorf entführt und getötet hat. Die Leiche des Mädchens dann in einem Auto zum 70 Kilometer entfernt liegenden Fundort nach Euskirchen brachte.

Ermittler stehen in engem Kontakt zu Claudias Vater

Polizei und Staatsanwaltschaft stehen in engem Kontakt zu Claudias Vater. Halten ihn über ihre Ermittlungsschritte ständig auf dem Laufenden. Friedhelm Ruf hatte sich vor Beginn des Massenspeicheltests 2019 mit dem WDR getroffen und in einem hoch emotionalem Appell an die Öffentlichkeit gewandt.

Wenn Sie nicht hingehen, dann nützt das nur einem. Dem, der meiner erstgeborenen, damals elf Jahre alten Tochter Claudia, das Leben genommen hat. Er muss sich endlich erklären. Er hat sich lange genug hinter uns allen verstecken können.“

Abgabe einer Speichelprobe ist freiwillig

Die ersten Männer haben bereits auf das Anschreiben der Polizei reagiert und sofort eine Speichelprobe abgegeben. Alle anderen bietet die Polizei zwei Termine dafür an: den 22. und den 30. April. Zwingen kann die Polizei die angeschriebenen dazu nur mit einem richterlichen Beschluss.

 Über dieses Thema berichten wir am 13. April 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr.