Frauendenkmäler in Bonn: Warum gibt es die nicht?
Lokalzeit aus Bonn. 07.09.2023. 20:02 Min.. Verfügbar bis 07.09.2025. WDR. Von Britta Schwanenberg.
Bonn: Kaum Denkmäler, die an Frauen erinnern
Stand: 07.09.2023, 18:34 Uhr
Bonn ist eine geschichtsträchtige Stadt mit vielen Denkmälern. Doch die Frauen sind unterrepräsentiert. Petra Kelly – Fehlanzeige. Clara Schumann – Nein. Dafür ganz viel Beethoven. Robert Schumann. Konrad Adenauer. Eine Spurensuche.
Von Britta Schwanenberg
Elisabeth Selbert hat in den 70-er Jahren von Bonn aus Artikel 3 durchgesetzt: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin." So steht es heute im Grundgesetz. Eine wegweisende Tat, die die Politikerin da in der ehemaligen Bundeshauptstadt auf den Weg gebracht hat – und durchaus ein Grund, ihr ein Denkmal zu widmen. Doch das gibt es in Bonn nicht.
Unscheinbar und unterrepräsentiert

Die Skulptur von Bertha von Suttner steht unscheinbar an einer Kreuzung
Wie Elisabeth Selbert geht es auch vielen anderen großen Frauen der Geschichte. Rund 50 Personendenkmäler gibt es in Bonn. Nur wenige davon sind Frauen gewidmet. Und sind sie es, sind die Denkmaler oft unscheinbar, wie im Falle von Bertha von Suttner. Die Friedensnobelpreisträgerin wurde auf private Initiative hin an einer Straßenkreuzung in eine Skulptur gegossen – schmaler als eine Laternensäule fügt sie sich allerdings so gut ins Stadtbild ein, dass man sie leicht übersieht.
Auch bei Straßennamen ist das so: Bei 1001 Bonner Straßennamen sind ganze fünf Prozent weiblich. So hat zumindest die UN für ihre Frauen-Geocaching-Tour durch Bonn gezählt. Man wolle das ändern, erzählt Philipp Hoffmann vom Zentrum für Stadtgeschichte. Allerdings sei der Prozess, das Ungleichgewicht wahrzunehmen und auch bekämpfen zu wollen, erst ein paar Jahre alt. "Es waren in der Vergangenheit oft die Männer, die dann auch eine sehr männliche Geschichtsschreibung gemacht haben", sagt er.
Weibliche Vorbilder für Denkmäler gibt es so einige

Johanna Elberskirchen
Hoffmann zum Beispiel würde gern Johanna Elberskirchen ein Denkmal bauen. Auch eine Frauenrechtlerin. Sie lebte schon vor 100 Jahren in offener, lesbischer Beziehung in Bonn-Mehlem. Später studierte sie in der Schweiz Medizin – in Deutschland durfte sie das nicht – und verfasste, zunächst unter männlichem Pseudonym, Schriften über die weibliche Sexualität.
Doch es gibt Hoffnung. Ein Beweis, dass sich auch in der Realität gerade was ändert: Das Kinkeldenkmal in Bonn-Oberkassel. Hier wurde die Bronzetafel für Gottfried Kinkel gestohlen – und die neue Tafel soll nun auch an seine Frau erinnern: Johanna Kinkel. Schriftstellerin und Komponistin.