
Bonner Autobahnen: Baustellenchaos droht
Stand: 16.03.2023, 20:39 Uhr
Schon jetzt gilt Bonn als eine der staureichsten Städte in Deutschland. Für die kommenden Jahre sind wegen neuer Baustellen auf den Bonner Autobahnen weitere Staus vorprogrammiert. Mehrere Bürgerinitiativen sagen allerdings: Das ist nicht mehr zeitgemäß.
Von Marius Reichert
Sie haben sich an der Nordbrücke über den Rhein versammelt – der Friedrich-Ebert-Brücke. Etwa 100 Klimaaktivisten verschiedenster Protestgruppen und Bürgerinitiativen. Sie wollen ihrem Ärger Luft machen, finden, dass die geplanten Baumaßnahmen aus der Zeit gefallen sind: „Mehr Fahrspuren bedeutet mehr Verkehr in der Stadt“, sagt ein Student. Teilnehmerin Birgit meint: „Ich fühle mich von der Politik nicht gehört – die Planungen passen nicht zur Klimabewegung.“
Konfliktpunkt „Tausendfüßler“
Konkret geht es ihnen unter anderem gegen den Strich, dass der Bund den so genannten Tausendfüßler verbreitern will. Mit dem sechseinhalb Jahre dauernden Ausbau der A565 zwischen der Nordbrücke und Poppelsdorf von vier auf sechs Spuren mit zwei Standstreifen wollte man ursprünglich längst beginnen. Noch im Frühjahr 2021 schätzte die Autobahn GmbH den Baustart auf Ende 2023. Mittlerweile gilt 2025 als das Jahr, in dem als erstes der Ersatzneubau des Tausendfüßlers in Angriff genommen werden soll. Aktuell verschafft sich die zuständige Autobahn GmbH nach eigenen Angaben einen Überblick zu den Einwendungen, die es bei diesem Projekt gibt.
Mehr als 10 Baustellen gleichzeitig?

Bonn droht in den nächsten Jahren zur Dauerbaustelle zu werden. Eine Karte zeigt, wie viele Bauarbeiten in Kürze beginnen sollen – oder bereits begonnen haben. Verbreiterung der A59, Neubau am Endenicher Ei und weitere. Nach Angaben der Autobahn GmbH muss die A565 dafür sogar mehrmals voll gesperrt werden.
Unternehmer begrüßen, dass sich die Region für noch mehr Verkehr wappnet, hofft aber darauf, dass die Bauprojekte klug geplant werden. Sabine Baumann-Duvenbeck ist Spediteurin in Bornheim und hat jetzt schon mit dem Dauerstau rund um Bonn zu kämpfen: „Es muss eine gute Reihenfolge für die Bauarbeiten erstellt werden. Wenn alles gleichzeitig passiert, wäre Bonn überhaupt nicht mehr zugänglich.“
Verkehrspolitische Wende
Die Demonstranten an der A565 sind inzwischen mit Transparenten auf die Beueler Rheinwiese weitergezogen. Sie stellen sich in einer Reihe auf, wollen so zeigen, wie viel Wiese bei einer Erweiterung der Autobahn wegfallen würden. Raimund Gerber ist der Initiator und hofft auf nicht weniger als eine verkehrspolitische Wende: „Wir müssen weg vom Auto, hin zur Bahn. Das muss die Politik verstehen. Es ist noch nicht zu spät.“ Er und die anderen wollen weiter kämpfen – gegen bestehende Pläne, für mehr Klimaschutz.
Über dieses Thema haben wir am 16. März 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.