Brandserie in Bergheim: Unbekannte zünden Hochsitze an

Stand: 28.05.2022, 11:00 Uhr

In Bergheim brennen immer wieder Hochsitze auf Feldern und in Wäldern rund um den Stadtteil Quadrath Ichendorf. Die Schäden gehen mittlerweile in die Zehntausende.

Von Stephan Pesch

Hubert Raths und Toni Schnelting sind immer noch fassungslos. Die beiden Jäger stehen vor einem abgebrannten Jagd-Hochsitz. Vor wenigen Tagen haben sie hier noch auf der Lauer gelegen. Jetzt ist alles weg. Die Kanzel, die Liege, selbst die Leiter ist verschwunden. Übrig geblieben ist nur ein verkohltes Stahlgerüst. Es ist nicht die erste Zerstörung eines Hochsitzes auf der Fischbachhöhe, einer rekultivierten Tagebauhalde in Bergheim Quadrath-Ichendorf.

"Wir sprechen hier von einem Schaden von 20 abgebrannten und sechs abgesägten Hochsitzen", sagt Hubert Raths. Die Schadenssumme schätzt der 59-Jährige auf etwa 50.000 Euro. Raths ist ein Jagdpächter. Im Auftrag der Landwirte muss er auf ihre Felder aufpassen und sie vor Schwarzwild verteidigen. 

Brandserie bedroht Wildtiere

Schon seit etwa vier Wochen hält die Brandserie die Bergheimer Landwirte und die Jagdpächter in Atem. Beide Seiten haben einen Vertrag geschlossen. Hurbert Raths und Toni Schnelting müssen verhindern, dass die Felder auf der Fischbachhöhe von Wildtieren verwüstet werden. Für die entstandene Schäden müssten sie dann finanziell gerade stehen, sagen die beiden. So sei nun mal die gesetzliche Regelung in Nordrhein-Westfalen.

Was ihnen aber noch größere Sorgen bereitet ist, dass die Brände schon viele Wildtiere getötet haben. Mit den Hochsitzen seien auch Nisthilfen für Vögel und Bienenhotels verbrannt, so die Jagdpächter. Auch Büsche und Unterholz seien in Flammen aufgegangen. Dort nisten zurzeit viele Rebhühner. Nach Angaben der Bergheimer Feuerwehr sei es bislang nur dem schnellen Einsatz der freiwilligen Einsatzkräfte aus Quadrath-Ichendorf zu verdanken, dass die Brände sich nicht auf die gesamte Fischbachhöhe ausdehnen konnten.

Kölner Staatsschutz ermittelt

Landwirte wie Jagdpächter sind beunruhigt. Deshalb beschäftigt sich jetzt auch der Staatsschutz in Köln mit der Brandserie auf der Bergheimer Fischbachhöhe. Auf Nachfrage bestätigt die Kriminalpolizei den Verdacht der Jagdpächter, dass Brandstifter für die Zerstörung der Hochsitze verantwortlich sein könnten.

"Der Staatsschutz der Kölner Polizei hat die Ermittlungen aus dem Rhein-Erft-Kreis übernommen, weil ein politischer Hintergrund naheliegt und wir an mindestens einem Hochsitz Brandbeschleuniger festgestellt haben", sagt ein Polizeisprecherin. In Bergheim wird deshalb jetzt viel spekuliert. Weil zuletzt acht Hochsitze zur selben Zeit brannten, werden als Täter Menschen vermutet, die die Jagd grundsätzlich ablehnen. Beweise dafür gibt es aber nicht.

Kreisjägerschaft sieht sich als Wächter

Dabei sieht sich die Kreisjägerschaft Rhein-Erft vor allem als Wächter. Es gilt, aufzupassen, dass Natur und Wildtier-Bestand auch auf der Bergheimer Fischbachhöhe gesund bleiben. Zusammen mit den Tierhaltern und den Landwirten befürchten die Jäger im Rhein-Erft-Kreis, dass die Wildschweine die afrikanische Schweinepest, eine gefährliche Tierseuche, einschleppen könnten. Deshalb versuchen die Jäger, die Population von Wildschweinen niedrig zu halten. Tiere dürfen geschossen werden - und dafür brauchen die Jäger Hochsitze, aber jetzt sind fast alle auf der Bergheimer Fischbachhöhe zerstört.