Ein Arbeiter mit schwerem Gerät beim Abriss der frisch gebauten Bushaltestelle in Bergheim.

Planungsfehler: Stadt Bergheim reißt nagelneue Bushaltestelle wieder ab

Stand: 17.05.2023, 13:59 Uhr

Für 100.000 Euro hat die Stadt Bergheim eine neue Bushaltestelle gebaut. Weil die Haltestelle aber zu weit in die Fahrbahn ragt, muss sie nun direkt wieder abgerissen werden.

Bagger haben im Bergheimer Ortsteil Glessen Asphalt aufgerissen, Bordsteine wurden wieder ausgegraben, das Wartehäuschen abtransportiert. Der Vorsitzende der Bergheimer SPD-Ratsfraktion, Franz Schallenberg, und SPD-Verkehrsexperte Udo Milewski schütteln nur mit dem Kopf, als sie sich die Abrissarbeiten in Bergheim-Glessen ansehen.

Fahrbahn durch Bushaltestelle zu eng

Die Bushaltestelle hatte die Straße so stark eingeengt, dass Busse und Lkw nicht mehr aneinander vorbeikamen. Es gab sogar einen Unfall.

Das Problem hätte die Stadt schon bei der Planung erkennen müssen, sagt SPD-Fraktionschef Schallenberg dem WDR: "Das war bekannt, dass es dieses Problem geben würde. Da gab es mehrmals Hinweise unsererseits, dass es Probleme geben würde, wenn Schwerlastverkehr und Linienverkehr sich an dieser Stelle begegnen, weil wir hier ohnehin eine verengte Fahrbahn haben."

Stadt Bergheim soll Hinweise auf Fehler ignoriert haben

Die Hinweise habe aber offenbar niemand ernst genommen. So wurde die neue Haltestelle gebaut. Die Stadt Bergheim bestreitet, dass die Probleme während der Planungen erkennbar gewesen seien. Die Fahrbahn sei grundsätzlich breit genug.

Franz Schallenberg (l.) und Udo Milewski an der Baustelle.

Franz Schallenberg (l.) und Udo Milewski von der SPD an der Baustelle.

Aber: Die Bäume an der Straße seien ein Problem. Sie stünden zu nahe an der Fahrbahn. Dass es deshalb für Lkw zu eng werde, habe die Verwaltung bei der Planung nicht erkannt, sondern erst als alles fertig war, schreibt die Stadt: "Nach Fertigstellung der neuen Bushaltestelle zeigte sich sodann, dass es durch das Abstandhalten von Bäumen zu Problemen beim Passieren von Bussen kommt."

Haltestelle soll neu gebaut werden

100.000 Euro hat der Bau der Bushaltestelle gekostet. Kaum war sie fertig, kamen die Abrissbagger. Nun will die Bergheimer Stadtverwaltung die Haltestelle neu bauen. Die Stadt spricht von einer "Anpassung". Die Kosten: Noch einmal 25.000 Euro. Wie teuer der Abriss war, ist unklar.

Die SPD wirft der Stadt Bergheim Geldverschwendung vor: "Ob diese Umbaumaßnahme mit 25.000 Euro überhaupt umgesetzt werden kann, das werden wir prüfen lassen", sagt Fraktionschef Schallenberg.

Posse in Bergheim

00:41 Min. Verfügbar bis 19.05.2024


Unter dem Neubau könnten Radfahrer leiden

"Zu klären ist natürlich auch, warum man bei der schwierigen Finanzlage in Bergheim so sorglos mit Steuer-Geldern umgeht", sagt er weiter.

Weil die Haltestelle nun schmaler werden muss, kann die Stadt den Radweg nicht wie geplant an den Fahrgästen der Busse vorbeiführen. Radfahrer treffen hier also künftig unmittelbar auf Fahrgäste. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es da den ersten Unfall gibt", sagt Udo Milewski.

Probleme auch bei einer weiteren Haltestelle

Probleme gibt es auch bei einer anderen neuen Haltestelle in Bergheim-Glessen. Bei der Planung hatte die Stadt dort einen Straßenbaum übersehen. Er konnte nicht gefällt werden.

Deshalb wurde die Haltestelle um mehr als drei Meter verkürzt. Wenn dort jetzt lange viertürige Gelenkbusse halten, könnten die Fahrgäste beim Ausstieg hinten im Grünstreifen landen.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am Mittwoch, 17.05.2023, auch im WDR-Fernsehen und im Hörfunk auf WDR 2.

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