Forscher entschlüsseln Beethovens Erbgut

Stand: 22.03.2023, 16:00 Uhr

Seine Mähne war sein Markenzeichen und für die Wissenschaft sind Beethovens Haare ein Glücksfall: Aus ihnen konnte ein internationales Forscherteam Beethovens Erbgut rekonstruieren.

Von Sebastian Tittelbach

Auf dem Bild ist ein der Forscher Axel Schmidt vom Institut für Humangenetik an der Uniklinik Bonn zu sehen. Vor ihm steht ein Laptop. Auf dem Bildschirm sind bunte Linien zu sehen, die Beethovens Erbgut darstellen.

Axel Schmidt analysiert Beethovens Genom

Für Laien sind es nur bunte Linien auf einem Bildschirm, für Axel Schmidt vom Institut für Humangenetik an der Uniklinik Bonn ist es das Ergebnis von jahrelanger Arbeit: Beethovens Erbgut. "Wenn man sich ein bisschen mit der Biografie Beethovens beschäftigt, dann stellt sich sofort die Frage, was denn seine Leiden verursacht hat."

Bonner Beethovenhaus spendete elf Beethoven-Haare

Gemeinsam ist das Forscherteam der Antwort näher gekommen. Neben der Universität Bonn war auch das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig an der Studie beteiligt. Dazu Forscher aus England, Belgien und den USA.

Aus der ganzen Welt trugen sie Haare von Beethoven zusammen. Auch aus dem Bonner Beethovenhaus. Elf noch dunkle Beethovenhaare übergab das Beethovenhaus den Forschern. Der Komponist hatte die Locke einer befreundeten Klavierbauerin geschenkt.

Forscher entschlüsseln Beethovens Erbgut

03:08 Min. Verfügbar bis 22.03.2024


Beethovens Todesursache: Genetisches Risiko, Hepatitis und Alkohol

In dem Erbgut fanden sie Auffälligkeiten: Beethoven hatte durch seine Genetik ein erhöhtes Risiko, eine Leberzirrhose zu entwickeln, zusätzlich hatte er wahrscheinlich Hepatitis-B.

Zusammen mit seinem Alkoholkonsum führte dies sehr wahrscheinlich zum Leberversagen. Keine Erklärung lieferte das Erbgut für die quälenden Magen-Darm-Beschwerden und seine immer ausgeprägtere Schwerhörigkeit.

Falsche Locken und mindestens ein außereheliches Kind

Die Studie räumt außerdem mit Fehlern in der bisherigen Beethoven-Forschung auf: Eine berühmte Locke in den USA lieferte vor über 20 Jahren Hinweise auf eine mögliche Bleivergiftung Beethovens. Jetzt ist klar, die Haare stammen von einer Frau.

Außerdem stellten die Forscher fest, dass mehrere in Belgien lebende Verwandten von Beethoven kein gemeinsames Erbgut mit dem Komponisten haben. Die Wissenschaftler sind sich dadurch sicher: Im Stammbaum Beethovens gibt es mindestens ein außereheliches Kind.

Die Forscher gehen davon aus, dass im Erbgut Beethovens noch weitere Geheimnisse versteckt sind. Auserzählt sei das Leben des Komponisten noch lange nicht.

Über dieses Thema berichten wir am 22. März 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr

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