Neugeborenes in Babyklappe: Gummersbacher Kind kommt in Adoptivfamilie

Stand: 24.01.2023, 17:49 Uhr

Das Neugeborene, das am Freitag in der Gummersbacher Babyklappe von der Mutter abgegeben wurde, soll in eine Adoptivfamilie zur Pflege kommen. Die Mutter wird aufgefordert, sich dringend in ärztliche Behandlung zu begeben, da sie viel Blut verloren haben soll.

Von Frank Piotrowski und Anne Maaß

"Der Zustand des Neugeboren ist gut", sagte der Chefarzt der Kinderabteilung im Kreiskrankenhaus Gummersbach, Dr. Roland Adelmann, im WDR-Interview. Das Kind sei gut versorgt, es fehlten nur die Eltern, die mit ihm kuscheln. Das übernimmt jetzt das Ärzte- und Pflegeteam des Kreiskrankenhauses.

Ob das Neugeborene ein Junge oder Mädchen ist, wird nicht verraten. Die Mutter wird aufgefordert, sich dringend bei einem Arzt zu melden. Auch das Jugendamt Gummersbach hofft, dass die Mutter sich noch einmal meldet. In einem Fall in den letzten Jahren sei es schon einmal gelungen, Mutter und Kind trotz Aussetzens in der Babyklappe wieder zusammenzubringen.

Adoptivfamilie steht schon fest

Schon bald soll das Neugeborene in eine Adoptivfamilie zur Pflege kommen. Die Familie steht bereits fest. Sie riskiert, das Kind wieder zurückgeben zu müssen, sollte die leibliche Mutter das Kind zurückbekommen wollen und die Voraussetzungen dafür erfüllen, ein Kind großzuziehen, erklärt der Gummersbacher Jugendamtsleiter Thomas Hein.

Babyklappen sind von innen beheizt und verhindern so, dass ausgesetzte Kinder erfrieren. Sie sind aber nur eine Notlösung, denn die Frau erhält bei der Geburt keine medizinische Unterstützung. Dabei gibt es andere Wege, ein Kind anonym auf die Welt zu bringen und danach abzugeben, denn anonyme Geburten sind in NRW auch ohne Aussetzen in der Babyklappe möglich.

Vertrauliche Geburt verbirgt Identität der Schwangeren

Die vertrauliche Geburt ermöglicht Schwangeren in Krisensituationen eine Entbindung, bei der ihre Identität vorerst verborgen bleibt. Von Schwangerschaftsberatungs-Stellen erhalten die Frauen ein Pseudonym, unter dem sie in Praxen und Kliniken medizinisch behandelt werden.

Im Gegensatz zur anonymen Geburt und zur Babyklappe ist die vertrauliche Geburt seit 2014 im Gesetz verankert. Kinder, die im Rahmen dieser Regelung geboren werden, haben nach 16 Jahren ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung.

Schwangere in Krisensituationen können sich rund um die Uhr an Beratungsstellen wie Donum Vitae, Esperanza und Pro Familia wenden. Auch das bundesweite Hilfetelefon "Schwangere in Not" vermittelt hilfesuchende Schwangere an individuell passende Beratungsstellen.

Laut des NRW-Familienministeriums gab es in Nordrhein-Westfalen zwischen 2015 und 2021 im Durchschnitt 29 vertrauliche Geburten pro Jahr.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 24.01.2023 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln.