Das Landgericht in Bonn aus frontaler Ansicht.

Nach 35 Jahren: Anklage im Mordfall Claudia O.

Stand: 06.10.2022, 14:18 Uhr

35 Jahre nach dem gewaltsamen Tod einer Gastronomen-Tochter aus Lohmar stehen die Ermittler dicht davor, den Fall abschließen zu können. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat jetzt Anklage gegen den mutmaßlichen Mörder von Claudia O. erhoben.

Von Christoph Hensgen

Nach WDR-Informationen handelt es sich bei dem Beschuldigten um einen heute 66-Jährigen. Der Mann saß bereits wegen zweifachen Mordes 32 Jahre im Gefängnis. Die Sprecherin des Bonner Landgerichts Gerlind Keller bestätigt, dass in dem Fall Anklage erhoben wurde: "Wegen Mordes aus Habgier und wegen Raubes mit Todesfolge."

Gastronomen-Tochter wurde erwürgt

An Pfingsten 1987 wurde die 23-jährige Claudia O. gefesselt und erwürgt in der Wohnung über dem Lokal ihrer Eltern gefunden. Es fehlten 10.000 D-Mark aus einem Tresor.

Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der mutmaßliche Täter ein Jahr später die Frau eines Unternehmers aus dem Sauerland und ihren 15 Monate alten Sohn tötete. Beide wurden erwürgt. Ein Gericht verurteilte den gelernten Betonbauer deswegen 1989 zu lebenslanger Haft.

Ermittler hatten den mutmaßlichen Täter mehrfach im Visier

Auf dem Bild ist ein Grabstein auf einem Friedhof abgebildet.

Bereits unmittelbar nach dem gewaltsamen Tod von Claudia O. 1987 war der Angeklagte ins Visier der Ermittler geraten. Doch die Beweise gegen den Stammgast des Lohmarer Lokals reichten damals nicht aus. Ein zweites Mal galt er 2017 als Hauptverdächtiger. Als eine Analysetechnik eine an der Leiche von Claudia O. gesicherte DNA-Spur von ihm zum Vorschein gebracht hatte. Das Problem: Es war noch eine weitere scheinbar tatrelevante Spur entdeckt worden. Deshalb musste die Polizei ihren Hauptverdächtigen wieder auf freien Fuß lassen.

DNA-Spur kann eindeutig dem Angeklagten zugeordnet werden

Mittlerweile ist aber klar: Die zweite DNA-Spur gehört einem ehemaligen Mitarbeiter des Landeskriminalamtes, der damals an der Spurenauswertung beteiligt war. Für die Staatsanwaltschaft kommt daher nur der Angeklagte als Mörder von Claudia O. in Frage.

Für Strafverteidiger Uwe Krechel hingegen steht die Anklage gegen seinen Mandanten auf wackeligen Beinen. "Die Beweise sind uralt. Ich habe den Eindruck, dass es sich mehr um eine Hysterie oder Euphorie handelt. Im Zusammenhang mit dem, was man als Cold Cases jetzt überall warmgekocht wiedererlebt", so der Verteidiger des Angeklagten.

Am 10. November soll vor dem Bonner Landgericht der Mord-Prozess beginnen. Die Richter müssen die Anklage noch zulassen.

Über dieses Thema haben wir am 06. Oktober 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.

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