Auf der Straße in Aachen, die zu den Wiesen, Stadien und Reitplätzen führt, wird das ganze Jahr auf einer Uhr der Countdown gezählt. Jetzt steht diese Uhr auf null. Denn am Morgen ist das Aachener Reitturnier CHIO gestartet. Voltigieren macht traditionell den Anfang. Da treten die jüngsten Teilnehmer an. Aber auch "die Großen" – also die Reiter in allen Disziplinen – haben monatelang trainiert und sich vorbereitet. Denn: Aachen gilt als Wimbledon des Pferdesports.
Klassische Musik und Pferdesport
Das ganze Jahr über arbeiten rund 40 Mitarbeiter beim Aachen-Laurensberger Rennverein. Jetzt, zum Start des Turniers, ist wieder auf 1200 Mitarbeiter aufgestockt worden. Und die meisten sind aufgeregt und mit Freude dabei - viele schon seit Jahrzehnten. Das Turnier gibt es immerhin seit knapp 100 Jahren. Klassisch wird es zum Auftakt auch: Das Aachener Sinfonieorchester spielt bei "Pferd und Sinfonie" im Dressurstadion. Klassische Musik gepaart mit Pferdesport. Dieses Jahr wird immer wieder Musik aus Großbritannien zu hören sein. Denn: Großbritannien ist Partnerland.
"Very British" in Aachen
Pferdesport ist dort sehr beliebt. Und auch sehr erfolgreich. Nach Aachen kommen aber dieses Jahr nicht nur die Spitzensportler, sondern auch viele kleine Shetlandponys und die Gardekavallerie aus London. Die Household Cavalry, die viele aus London kennen. Sie ist jetzt bereits angereist und wird sich bei den ersten Schaubildern im Stadion präsentieren. Als Vertreterin der Königsfamilie wird Princess Anne – die Schwester von König Charles – zur Eröffnungsfeier erwartet. Sie ist selber Reiterin.
Princess Anne wird erwartet
Princess Anne war viele Jahre lang Präsidentin des Internationalen Reitsportverbandes FEI. Ihre Tochter hat bei der WM 2006 in Aachen eine Medaille geholt. Da war Princess Anne auch dabei. Jetzt ist der Aachen-Laurensberger Rennverein wieder stolz darauf, sie und das Partnerland Großbritannien begrüßen zu dürfen. Auf dem Gelände sind extra Fotopunkte eingerichtet worden, an denen man Selfies machen und sie möglichst in die Welt verschicken soll. Motto des Partnerlandes: "All you need is love." Alles soll eben britisch sein, sagen die Veranstalter. Nur bitte das Wetter nicht.
Preisgelder von knapp 3,9 Millionen Euro
Extremes Wetter wie Starkregen tut auch dem Pferdesport – besonders wegen der Böden – nicht gut. Schließlich geht es um viel: Bei den fünf Reitsportdisziplinen werden insgesamt Preisgelder von knapp 3,9 Millionen Euro herausgegeben. Am meisten natürlich beim Springreiten. Das startet mit den ersten Prüfungen in der Turnierwoche. Dann kommen auch die weiteren Disziplinen Dressur, Vielseitigkeit und Gespannfahren hinzu. Am Dienstagabend werden zur offiziellen CHIO-Eröffnungsfeier rund 40.000 Zuschauer im Stadion erwartet. Sie wird - wie vieles vom Aachener Reitturnier - im WDR Fernsehen gezeigt. Für alle Sportwettbewerbe und das Showprogramm reisen rund 1000 Pferde an.
Kritik am Reitsport
Seit Jahren gerät der Turniersport mit Pferden immer wieder in die Kritik. Die Veranstalter des Aachener Reitturniers wollen das Thema jetzt verstärkt angehen. Dazu ist unter anderem eine neue Initiative gegründet worden – der Scientist Circle. Verschiedene Wissenschaftler aus Deutschland, Belgien und der Schweiz wollen sich dabei über das Wohl der Tiere austauschen. Gemeinsam soll zum Beispiel erforscht werden, wie es Sportpferden bei Turnieren geht. Dazu werden zum Beispiel Untersuchungen und Messungen gemacht.
Das Pferdewohl im Blick
Damit es den Pferden noch besser geht, fängt man auch praktisch an: So sind beim CHIO zum Beispiel neue Pferdeduschen gebaut worden. Und die Pferdepfleger, die wohl die intensivste Beziehung zu den Tieren haben, haben zum ersten Mal eine eigene Lounge an den Ställen, damit sie sich dort aufhalten und austauschen können. Der CHIO geht bis Sonntag in acht Tagen. An diesem Sonntag ist übrigens der Tag der Offenen Tür beim Aachener Reitturnier: der Soerser Sonntag. Von 11 bis 18 Uhr werden zehntausende Besucher auf dem Gelände erwartet. Ohne Eintritt werden dort Pferde und Reitsportdisziplinen präsentiert.