Vorderseite eines roten Linienbusses mit demolierten Glasscheiben und offener Motorklappe

Bewährungsstrafe nach Unfall-Tour mit Linienbus

Stand: 01.08.2022, 15:02 Uhr

Vor drei Jahren hatte ein Betrunkener in Aachen einen Linienbus gestohlen und damit mehrere Unfälle mit hohem Sachschaden gebaut. Am Montag ist der 38-Jährige vom Aachener Landgericht verurteilt worden – zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung.

Das Urteil fiel milde aus. Der Angeklagte ist nicht vorbestraft, er hatte im Prozess alles zugegeben und in der Tatnacht "ordentlich gebechert“, wie es der Vorsitzende Richter am Ende der Verhandlung formulierte. Zwar verursachte der Angeklagte bei seiner Tour Schäden von rund 200.000 Euro, aber Personen wurden nicht verletzt.

Fahrer laut Gericht mit zwei Promille unterwegs

23. Dezember 2019: Der Angeklagte drückt die Tür eines Gelenk-Linienbusses auf, der in Aachen auf dem Gelände der ASEAG abgestellt ist. "Eigentlich habe ich nur einen Platz zum Schlafen gesucht“, wird der 38-Jährige später aussagen. Doch statt sich hinzulegen, startet er den Bus: "Der Schlüssel steckte.“ Mit dem 18 Meter langen und 16 Tonnen schweren Bus macht sich der Mann auf den Weg, um zu seiner Frau nach Nettetal zu fahren. Er hat rund zwei Promille intus und nie einen Führerschein gemacht.

Was danach alles passiert ist, rekonstruiert später ein Unfallsachverständiger anhand des Fahrtenschreibers des Busses sowie Polizeivideos und der Unfallschäden.
Demnach fährt der Angeklagte durch Aachen, touchiert erst einen Container, dann einen Kleinwagen. Danach geht es über die Autobahn nach Eschweiler, wo die zwischenzeitlich alarmierte Polizei mit mehreren Streifenwagen die Verfolgung aufnimmt.

Mit Polizeieskorte durch den Raum Aachen

So geht es im Konvoi unter anderem nach Stolberg, Breinig, Walheim, Friesenrath, zurück nach Walheim, dann wieder Richtung Stolberg – stets in der vor Ort vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit. Da der 38-Jährige auf seiner Fahrt enge Gässchen bevorzugt, kann die Polizei nicht überholen. Eine Videokamera hält fest, wie der Bus mit Tempo 30 an geparkten Autos entlangschrammt. Auch beschädigt der Bus zwei Streifenwagen, die dem Mann den Weg verstellen wollen. In Stolberg-Gressenich kommt der Angeklagte schließlich von der Straße ab, der Bus fährt sich im Matsch fest. Damit endet die Reise nach zweieinhalb Stunden und zurückgelegten 47 Kilometern. Der damals 35-Jährige wird geschnappt.


Mehr als 20 Unfälle gebaut

Mehr als 20 Unfälle hatte er während seiner Tour durch den Großraum Aachen gebaut. Er touchierte nicht nur geparkte Autos, sondern auch Verkehrsschilder, Ampelanlagen, Leitplanken, einen Baum und einen Zaun.
Der Angeklagte kam nach seiner Festnahme zunächst in Untersuchungshaft, wurde dann aber unter Auflagen freigelassen. Er setzte sich ins Ausland ab und konnte erst vor einigen Monaten wieder gefasst werden.