Frust bei einem der Zuschauer: Die Stadt behandle Autofahrer unfair – etwa angesichts massiv steigender Anwohnerparkgebühren in Bonn. Eine im Publikum schildert zudem, wie sehr die „Auto-raus-Politik“ ihr als Geschäftsinhaberin in der Stadt schade. Auf dem Podium pflichtet Stephan Wimmers, der Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, ihr bei: „Wir haben Indizien dafür, dass die Menschen, die mit dem PKW in die Stadt kommen, zur Zeit noch die Umsatzbringer sind für den Einzelhandel.“ Dafür erntet er Protest im Publikum, etwa von Vertretern des ADFC oder von Parents vor Future.
Bonns Verkehrsdezernent Helmut Wiesner verteidigt den Bonner Kurs zugunsten von Fahrrad, Bus und Bahn: „Es ist kein Rachefeldzug, weil dem Auto jetzt 40 Jahre lang der rote Teppich ausgerollt wurde. Sondern es ist eine Veränderung.“ Doch die Veränderung scheint teils überstürzt: So schildert eine Frau im Publikum, dass sich die Straßenführung durch die Verkehrswende-Maßnahmen in manchmal plötzlich und Ankündigung ändere. Selbst ortskundige Autofahrende wie sie fänden sich dann schnell unvermittelt im Gegenverkehr wieder. „So etwas darf nicht passieren“, findet sie. Auch der verkehrspolitische Sprecher der FDP im NRW-Landtag, Christof Rasche, wirft der Stadt vor, zu schnell und zu radikal zu handeln. „Wir beobachten das `Experiment Bonn` sehr aufmerksam und ich habe das Gefühl, hier wird die Gesellschaft gespalten“, so Rasche.
Das Stadtgespräch zeigt: Alle Mobilitätsinteressen unter einen Hut zu bringen ist eine große Herausforderung. Eine Vision vom total vernetzten, intelligenten und nachhaltigen Verkehr haben alle. Bloß der Weg dahin wird ohne Kompromisse nicht möglich sein.
Über dieses Thema haben wir am 08. Dezember 2022 bei WDR 5 im Stadtgespräch berichtet: 20-21Uhr.