Gemischte Reaktionen auf Nein zu verkaufsoffenen Adventssonntagen

Stand: 24.11.2020, 19:48 Uhr

Weihnachtseinkäufe müssen im stationären Handel trotz der Pandemie werktags stattfinden. So urteilte am Dienstag das Oberverwaltungsgericht in Münster.

Verdi hatte gegen die Verordnung des Landes NRW geklagt, die vorsah, an allen Adventssonntagen und dem 3. Januar verkaufsoffene Sonntage zu erlauben. Die Argumente beider Parteien sind identisch: Beide wollen einen Kundenansturm in der Adventszeit verringern, um dem Infektionsrisiko vorzubeugen. Das OVG in Münster gab am Nachmittag der Gewerkschaft Recht.

"Ich bin erleichtert. Weil wir befürchtet haben, dass die zusätzlichen Sonntagsöffnungen dazu geführt hätten, weil es keine anderen Freizeitmöglichkeiten gibt", sagt Silke Zimmer von Verdi.

Handelsverband unglücklich über Entscheidung

Weniger glücklich ist der Handelsverband NRW mit der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Münster. In einer Pressemitteilung äußerte sich dessen Präsident Michael Radau mit Fassungslosigkeit. Auch sein regionaler Vertreter Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland ist enttäuscht: "Ich hätte es schon als eine große Chance gesehen, das Infektionsgeschehen zu begrenzen. Es ist schon so, dass es Richtung Wochenende voller wird, aber der Verbraucher hätte dann sicherer einkaufen können, als er es an einem vollen Samstag hätte tun können."

Einzelhändler reagieren unterschiedlich

Verkaufsoffene Sonntage in der Adventszeit hätten dem Einzelhandel gut getan, sagt Ludger Dieckhues, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing in Bocholt. Er hatte schon vieles geplant. "Dass das jetzt nicht möglich ist, ist für den Innenstadthandel nicht so toll."

Am Ende ist es vielleicht auch viel Ärger um Nichts, weil so ein verkaufsoffener Sonntag den Einzelhandel möglicherweise auch nicht mehr rettet. So sieht es zum Beispiel Kim Vu, die Inhaberin der Bekleidungsboutique "Solo" in der Düsseldorfer Altstadt. Sie steht sich schon jetzt die Beine in den Bauch - maximal ein bis zwei Kunden pro Tag, an manchen Tagen betritt niemand ihren Laden.

Von einem stressigen Weihnachtsgeschäft kann sie nur träumen, deswegen ist sie froh, nicht auch noch Sonntags öffnen zu müssen. "Grundsätzlich ist es ja eh ruhig jetzt. Es schallt ja auch aus allen Kanälen, bleiben Sie zu Hause. Es widerspricht sich irgendwo. Wenn man dann Sonntag aufmachen soll und den ganzen Tag da dann rumsteht und sowieso keiner kommt, das ist dann ja alles für die Katz."

Schließlich würden auch in der Adventszeit viele in der Pandemie auf den Onlinehandel ausweichen. So bliebe selbst die Modestadt Düsseldorf mit oder ohne verkaufsoffene Sonntage leer.

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