Adidas will Kanye-West-Problem über Benefiz-Aktion lösen

Stand: 20.05.2023, 14:17 Uhr

Adidas will sein Kanye-West-Problem lösen. Nachdem der US-Rapper mit antisemitischen Äußerungen für Empörung gesorgt hatte, lagen Millionen "Yeezy"-Schuhe aus der Zusammenarbeit mit dem US-Musiker weltweit auf Lager. Jetzt sollen sie verkauft und das Geld gespendet werden.

Was macht man mit Schuhen, die ein Rapper entworfen hat, der sich antisemitisch äußert und sich unangemessen gegenüber Beschäftigten verhält? Adidas hat ein Kanye-West-Problem. Ein Skandalrapper-Problem. Ein Lagerproblem. Und wie die Süddeutsche Zeitung schreibt: auch das teuerste Schuhproblem der Geschichte. Es geht um Restbestände, die mehr als eine Milliarde Euro wert sein sollen.

Nach Gesprächen mit Aktionären präsentiert Adidas jetzt eine Lösung: Die von Kanye West entworfenen Produkte sollen weiter verkauft werden - zumindest erst einmal. Und ein Teil des Erlöses soll gespendet werden. Wie Adidas am Freitag mitteilte, gehe ein "signifikanter Betrag" an Organisationen, die sich gegen Diskriminierung und Hass, einschließlich Rassismus und Antisemitismus, einsetzen.

"Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschlossen, mit dem Verkauf eines Teils der verbleibenden Adidas-"Yeezy"-Produkte zu beginnen", sagt Konzernchef Björn Gulden. Der Verkauf und anschließende Spenden seien bei allen Organisationen und Stakeholdern die bevorzugte Option gewesen.

Verlust von 24 Millionen Euro für Adidas

Adidas und die Aktionäre hoffen auf Schadensbegrenzung - Adidas machte im ersten Quartal 2023 einen Verlust von 24 Millionen Euro. West hat daran erhebliche Anteile - und wurde für Adidas vom Umsatzstar zum Buhmann.

Einst feierte Adidas den US-Rapper als genialen Designer - und vor allem als einen Umsatzbringer, wie man ihn in Herzogenaurach zuvor noch kaum gesehen hatte. Er habe "große Augen" bekommen, gab Konzernchef Björn Gulden zu, als er noch beim Rivalen Puma war und sah, was bei Adidas und dem US-Musiker so alles ging.

Bis die öffentlichen Äußerungen des Musikers immer extremer, sein Verhalten gegenüber Mitarbeitern immer unverschämter und der Druck auf Adidas immer größer wurde. Im Oktober 2022 schließlich kam es zum Bruch: West musste gehen, die von ihm verursachten Probleme samt eines riesigen Haufens von ihm designter Lifestyle-Produkte aber blieben.

West und der Judenhass in sozialen Medien

Wie extrem die Äußerungen von West sind, zeigt eine Einschätzung des Wiesenthal-Zentrums. Laut der Einrichtung, die zur Aufklärung von Nazi-Verbrechen beiträgt, steht der Rapper mit seinen Äußerungen an der Spitze der zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres 2022. West, der sich heute Ye nennt, habe neben ständigen antisemitischen Äußerungen auch seinen enormen Einfluss in sozialen Medien dazu missbraucht, "Hass, Fanatismus und Ignoranz als Waffen einzusetzen", hieß es in einem im Dezember veröffentlichten Bericht. West habe dazu beigetragen, dass Judenhass Teil des Mainstreams in sozialen Medien geworden sei.

Die Schuhe jetzt loszuwerden, ist für den Sportartikelhersteller mit Sitz in Herzogenaurach bei Nürnberg gar nicht so einfach. Bei Adidas gab es viele Überlegungen: Weiter verkaufen? Der Sturm der Entrüstung wäre vorhersehbar gewesen. Verschenken? Das hätte einen immensen Zweit- und Schwarzmarkt befördert. Selbst ans Verbrennen war gedacht worden, heißt es - mit einem negativen Ergebnisbeitrag von 700 Millionen Euro als Folge und einem Erklärungsnotstand in Sachen Nachhaltigkeit.