Wie einst Elvis: Promis sollen Werbung für Impfung machen

Stand: 19.12.2020, 16:08 Uhr

Der Impfstoff gegen Corona ist da. Aber wollen sich genügend Menschen impfen lassen? Die Idee: Promis sollen Werbung dafür machen - wie einst Elvis Presley. Kandidaten gäbe es schon.

Von Nina Magoley

Als 1956 ein Impfstoff gegen Kinderlähmung an den Start ging, waren viele Menschen weltweit skeptisch. Um für das Vakzin zu werben, ließ sich Elvis Presley vor laufenden Kameras eine erste Impfung verpassen. Der Spot sollte Millionen US-Amerikaner davon überzeugen, es dem Popstar gleich zu tun.

Auf Fotos ist zu sehen, wie der damals noch ganz junge King of Rock 'n' Roll seinen Ärmel hochgekrempelt hat und die Spritze verabreicht bekommt. Die Szene war Teil einer großen Werbekampagne für den damals neuen Polio-Impfstoff und wurde überall in den USA veröffentlicht.

Elvis-Werbung sollte Jugendliche erreichen

Mehr als 6.000 Menschen - vor allem jüngere - waren bis dahin allein in den USA an Kinderlähmung gestorben, zehntausende überlebten schwer behindert. Mit dem Foto sollten Jugendliche animiert werden, sich gegen die Krankheit impfen zu lassen.

Ähnlich wie damals bei der Polioimpfung könnte man auch heute Prominente für die Corona-Impfung werben lassen. Das schlug die Vorsitzende des Ethikrats, Alena Buyx, am Freitagabend in den ARD-Tagesthemen vor. Sie könne sich vorstellen, dass beispielsweise Schauspielerinnen und Schauspieler mitmachen. Es sei wichtig, über das ganze Verfahren um Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe transparent aufzuklären.

"Sonst kriegen wir das Problem nie von der Backe"

Isabel Varell

Zustimmung mit Vorbehalt: Isabel Varell

Schauspielerin und Sängerin Isabel Varell wäre grundsätzlich dabei - sie selber wolle sich auch impfen lassen, sagt sie. Bei einem Auftritt in einem solchen Spot hätte sie allerdings eine Sorge: "Was ist, wenn ein Mensch, den ich durch meinen Appell zur Impfung animiert habe, am Ende doch einen gesundheitlichen Schaden erleidet?"

Auch er würde mitmachen, sagt Joe Bausch, bekannt als rauhbeiniger Gerichtsmediziner im Tatort. Es könne nicht schaden, wenn ein paar bekannte Gesichter offen sagen: "Eine Impfung ist für uns alle existenziell wichtig!" Wenn sich nämlich nur 30 Prozent der Bevölkerung impfen lasse, "kriegen wir das Problem nie von der Backe" sagte er.

Joe Bausch vor Tatort-Logo - Archivfoto

Arzt im Film und im richtigen Leben: Joe Bausch

Bausch, selber im richtigen Leben auch Arzt, hat sich im Freiwilligenregister als Impfarzt gemeldet. Nebenwirkungen könne es bei jeder Impfung geben, sagt er, aber unterm Strich sei das marginal im Vergleich zum Benefit, den eine breite Impfkampagne brächte. Bausch sagt das auch als Künstler, der bei Kollegen das Elend durch die Coronapandemie sehe: "Die Branche ist komplett am Arsch."

Impfbereitschaft gesunken

Die Impfungen in Deutschland sollen am 27. Dezember beginnen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitag bekanntgegeben, wer bei den Corona-Impfungen zuerst zum Zug kommen soll. Umfragen zeigen aber: Je greifbarer der anfänglich so ersehnte Impfstoff wird, desto größer wird die Zahl der Menschen, die erstmal abwarten oder ganz auf eine Impfung verzichten wollen. In einer Forsa-Umfrage gaben 40 Prozent der Befragten an, sie wollten vor einer Impfung zunächst abwarten. Elf Prozent lehnten die Impfung ab.

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Quarks – Corona in 5 Minuten Folge 23 17.12.2020 05:40 Min. UT DGS Verfügbar bis 17.12.2025 WDR