Was Prinz Harrys Enthüllungen für das Königshaus bedeuten

Stand: 10.01.2023, 13:26 Uhr

Prinz Harry erhebt in seiner nun veröffentlichten Biografie "Reserve" schwere Vorwürfe gegen das britische Königshaus. Der Buckingham Palast aber schweigt bisher. Welche Konsequenzen haben die Enthüllungen - auch für Prinz Harry?

Das Schweigen sei ohrenbetäubend, klagte Harry in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CBS. Denn bisher ist keine Reaktion auf die schweren Vorwürfe des jüngeren Prinzen erfolgt. Harrys Kritik am Königshaus könnte aber kaum gesalzener sein. Die Familie habe die Stimmung gegen ihn und seine Ehefrau Herzogin Meghan angeheizt, indem sie der britischen Boulevardpresse Informationen gegen das Paar zugesteckt habe.

Im Zentrum der Kritik steht seine Stiefmutter Camilla. Sie habe die britische Presse mit einer geschickten, aber gefährlichen Kampagne auf ihre Seite ziehen wollen. Die Geschichten über ihn und Meghan seien dann völlig verzerrt in der britischen Presse erschienen, sagte er in dem Interview. William und dessen Frau Kate wirft Harry in dem Buch vor, Meghan als afroamerikanischer und zudem geschiedener Frau nie eine Chance im britischen Königshaus gegeben zu haben.

Diese Mitglieder der Familie haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Prinz Harry

Kratzer in der Krone des neuen Königs

Die Vorwürfe wiegen schwer - und sie fügen der Krone des neuen Königs Charles III. Kratzer hinzu, dessen Krönung ja noch bevorsteht. "Bislang gibt es nichts Öffentliches. Ich denke, sie werden weiter schweigen. Das würde den Wirbel nur anfachen", urteilte die ARD-Korrespondentin Annette Dittert in den "Tagesthemen". Wenn es weiter so laufe, "nämlich als Dauerfehde, dann kann das die Monarchie dauerhaft schädigen", so Dittert.

10.01.2023, Großbritannien, London: Eine Person hält ein Exemplar der neu erschienenen Autobiografie von Prinz Harry mit dem Titel "Spare" bei der Buchhandlung Waterstones Piccadilly in der Hand | Bildquelle: dpa/James Manning

Aber sehen das die Briten genauso? In sozialen Netzwerken machen sich viele auch lustig über die königliche Familie. Andere unterstellen Prinz Harry, mit dem Buch lediglich Geld verdienen zu wollen. Fakt ist, dass die Briten sich zunehmend abwenden. Die Einschaltquoten seines Interviews mit dem Sender ITV lagen deutlich unter dem parallel laufenden Krimi in der BBC. Und in einer aktuellen YouGov-Umfrage, die die BBC zitiert, sagen 64 Prozent, dass sie ein negatives Bild von Harry haben. Nur noch 26 Prozent sehen den Prinzen positiv. Im Herbst waren es noch 33 Prozent.

"Das hier ist eine Familienkrise, keine Krise der Monarchie"

Wohl auch deshalb geht die englische Zeitung "Guardian" mit Prinz Harry hart ins Gericht. Das Buch sei aus Frustration geschrieben und absurd. Harry sitze kurzsichtig im Zentrum seiner eigenen Wahrheit, schreibt die Zeitung. Und die "Times" mutmaßt, dass Harrys Flucht nach Amerika nicht aus dem Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit entstanden sei. Vielmehr suche er nun den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Journalist und Autor Tom Bower, der schon Bücher über die Windsors verfasst hat, nannte Harry gar "eine Schande". Er sei "heuchlerisch und unehrlich". Und Verfassungsrechtler Robert Hazell spielt auf Tagesschau.de die Relevanz des Streits herunter: "Das hier ist eine Familienkrise, keine Krise der Monarchie."