Die Klimaaktivisten Britta Rabe, Ronni Zepplin, Lakshmi Thevasagayam, Zoe und Linda Kastrup halten eine Pressekonferenz

Aktivisten erneuern Vorwürfe nach Polizeieinsatz um Lützerath

Stand: 18.01.2023, 19:51 Uhr

Das Komitee für Grundrechte und Demokratie hat am Mittwoch den Polizeieinsatz der vergangenen Tage in und um Lützerath auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Aktivisten verurteilt.

Von Silvia Andler

Mit unmissverständlichen Worten haben am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Keyenberg verschiedene Klimaverbände angekündigt, weiter gegen fossile Energiekonzerne zu protestieren. Zoe Ruge von „Der letzten Generation“ sagte, „auch mit der Räumung von Lützerath ist unser Widerstand nicht gebrochen. Es ist absurd, dass wir weiter Dörfer, Äcker und Wälder zerstören, um Kohle abzubauen. Mit dem Abbau von Kohle werden Klimaschutzziele verfehlt und Menschenleben auf der Welt gefährdet.“ Ihre Kritik richtete sich auch an die Politik. Diese habe im Kampf gegen den Klimawandel versagt. Allerdings sei es noch nicht zu spät, entsprechende Maßnahmen zu treffen. Dies müsse aber sofort geschehen.

Keine klare Distanzierung von Gewalt gegen Polizei

Der Zeltplatz der Klimaaktivisten in Keyenberg

Die Demonstrierenden aller Organisationen wollen sich konsequent weiter für ihre Umweltbelange einsetzen. Dabei halten sie auch weiterhin jede Form des zivilen Ungehorsams für legitim. Auf die Zusammenstöße mit der Polizei angesprochen, sehen die Umweltaktivisten die Aggression in erster Linie bei den Einsatzkräften, nicht bei den Aktivisten. Diese hätten zwar mit Kartoffeln in Richtung der Einsatzkräfte geworfen. Die Polizisten hingegen hätten Demonstranten unvermittelt auf den Hinterkopf geschlagen, Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt.

Auch das Komitee für Grundrechte und Demokratie, eine den Aktivisten nahe stehende Bürgerrechtsorganisation, verurteilte die Polizeieinsätze bei der Räumung in Lützerath und den begleitenden Demonstrationen. Schon bei der Räumung des Dorfes sei man extrem schnell vorgegangen und habe dabei die Gefährdung von Aktivisten bewusst in Kauf genommen. So seien Traversen getrennt worden und dadurch Klimaschützer, die an Drahtseilen hingen, abgerutscht. Ein Baumhaus sei schräg zur Seite gekippt. Die ganze Aktion sei von großer Eile geprägt gewesen, so Britta Rabe, politische Referentin vom Komitee für Grundrechte und Demokratie Köln.

Tagebau-Betrieb gestört aber nicht unterbrochen

RWE hat mittlerweile Strafanzeige gestellt, nachdem am Dienstag Klimaaktivisten einen Braunkohlebagger besetzt hatten und Gleise und Straßen auf dem Betriebsgelände blockierten. Ein Sprecher des Energieunternehmens sagte, dass der Betrieb durch die Aktivisten zwar gestört- aber nicht unterbrochen war. Eine Person sei über die Abbruchkante des Tagebaus eingedrungen, wäre aber von der Polizei unverletzt aus der Lage befreit worden.

Laut Polizei Aachen hatten 20 Aktivisten einen Schaufelradbagger besetzt, 127 Demonstranten seien auf Bahngleise im Tagebau Garzweiler gestürmt. Nachdem man bei allen die Personalien festgestellt habe, seien die Klimaaktivisten wieder entlassen worden. 

Demonstration in Aachen

Demonstration um Lützerath am Elisenbrunnen

Am Mittwochabend  demonstrierten rund 200 Menschen in der Innenstadt Aachen gegen die Räumung von Lützerath. Aachener Ortsgruppen von Fridays for Future, Ende Gelände und End Fossil kritisierten die Polizei. Diese verteidige den Profit der Energiekonzerne. Mit dem Verbrennen von Kohle würden Gewinne gemacht, die im globalen Süden schon jetzt Menschenleben kosten würden. Mehrere wissenschaftliche Gutachten zeigten, dass die Kohle unter Lützerath nicht für die Versorgungssicherheit benötigt werde..