Paketbote schiebt Karren mit Paketen an Lieferwagen vorbei.

Wenn Geschenke nicht mehr ankommen - Paketdienste am Limit

Stand: 14.12.2020, 19:09 Uhr

Die Corona-Pandemie sorgt für einen Internetbestell-Boom. Das Weihnachtsgeschäft und der neue Lockdown verstärken den Trend. Die Paketdienste arbeiten am Limit.

Bereits der erste Lockdown hat für Rekordaufträge in der Branche gesorgt. Der Logistikkonzern DHL hat in den Monaten März und April fast doppelt so viele Pakete transportiert wie im Vorjahreszeitraum. Statt rund fünf waren es neun Millionen Sendungen.

Auch Hermes hat in den Frühjahrsmonaten mehr als 40 Prozent zusätzliche Pakete transportiert. Solche Rekorde werden auch für die Weihnachtszeit erwartet, vor allem, weil jetzt viele Geschäfte schließen müssen.

Nicht mehr Personal also sonst zu Weihnachten

Die Paketdienste stellen jedes Jahr für das vierte Quartal zehntausende zusätzliche Aushilfen ein und mieten tausende weitere Zustellfahrzeuge an, um die Paketmengen bewältigen zu können. Das ist auch dieses Jahr der Fall.

Aber der neue Lockdown ist da nicht eingepreist. So kurzfristig können die Unternehmen in der Regel keine Mitarbeiter einstellen. Die Einarbeitung kann bis zu zwei Wochen dauern und findet normalerweise in den Sommermonaten statt, wo nicht so viel los ist. Ein ungelernter Paketbote schafft höchstens 50 Pakete. Ein eingearbeiteter 250 und mehr.

Paketboten im Dauerstress

Die Weihnachtszeit ist für Paketboten die stressigste im Jahr. In diesem Jahr wegen Corona noch einmal besonders. Paketboten berichten von zwanzig Prozent mehr Paketen, die sie ausliefern müssen als letztes Jahr zur Weihnachtszeit, sagt Stefan Thyroke von Verdi: "Die arbeiten nicht nur an der Belastungsgrenze, sondern deutlich darüber hinaus. Es werden weit mehr Überstunden gemacht. Wir müssen auch davon ausgehen, dass die tägliche Höchstarbeitszeitgrenze von 10 Stunden deutlich und häufig überschritten wird."

Kommen die Pakete pünktlich zum Fest?

Die Paketdienste geben offen zu, sie wüssten nicht genau, was sie die nächsten Tage erwartet. Bereits letzte Woche wurden so viele Pakete transportiert, dass beispielsweise DHL vermutet, der Großteil der Sendungsmengen sei schon transportiert.

Online-Handelsexperte Gerrit Heinemann glaubt das nicht. Die große Welle käme diese Woche. Die Unternehmen hätten ihre Kapazitäten nicht genug aufgestockt: "Wahrscheinlich werden die Paketdienste diese Welle nicht bearbeiten können, deswegen werden dieses Jahr viele unter dem Weihnachtsbaum leer ausgehen. Das ist ganz klar so."

Doch beispielsweise DHL (19.12.) und Hermes (21.12) halten noch an ihren Stichtagen für die Paketaufgabe fest, bis wann die Pakete pünktlich zu Weihnachten zugestellt werden.